Wichtig zu Wissen: In die Falle getappt

Nr. 6 –

Hinterziehen auch Linke Steuern?

Die Schweiz ist ein Teppich auf dem Landstrich zwischen Boden-, Genfer- und Luganersee. Unter dem Teppich geht Italien einfach weiter nach Norden bis Sciaffusa. Viele Deutsche sind zudem der Ansicht, dass erst das Meer bei Amburgo das Ende Italiens ist. Gegen Vorarlberg hin ist nicht klar, wo die italienische Grenze endet und die griechische beginnt. Das hat weniger mit der Einwanderung von Massen zu tun, sondern mehr mit der Korruption und der Steuerhinterziehung, die hierzulande aller Wahrscheinlichkeit nach auch stets nur weggeschweizert wurde und schon lange existiert, in unserem unterhöhlten Alpenkamm.

Viele (auch ich) meinen immer noch, die Schweiz sei in vielem besser als andere Länder. Wir sind einfach blinder als andere, der Teppich ist zu schön, um ihn zusammenzurollen und den Dreck darunter freizulegen. Deshalb sagt man bei uns: Immer schön auf dem Teppich bleiben.

Bundesrat Schneider-Ammann galt als Vertreter der ehrlichen Wirtschaft, die noch etwas herstellt und den Werkplatz Schweiz verkörpert. Damit ist nun auch Schluss. Schneider-Ammann wird vermutlich nicht der einzige Bundesrat oder Vertreter dieser ehrlichen Wirtschaft sein, der «unserer Schweiz» (Zitat Schneider-Ammann, Blocher, Maurer u. v. a.) Steuersubstrat vorenthält.

In letzter Zeit mehren sich die Stimmen von Herrschaften, die mehr Befehlsgewalt und Schweizersein fordern, weil sie mehr Steuern als andere zahlten. Die meisten kommen von der rechten, neoliberalen Seite. Darunter sind viele, die glauben, mehr Steuern zu zahlen als andere, selbst wenn sie überhaupt keine zahlen, sondern ihr Geld neben Schneider-Ammanns Konto auf Jersey parkiert haben. Das Substrat, das sie in Wirklichkeit absondern, sind ihre Dünkelsteuern. Sie denken, etwas zur Gesellschaft beizusteuern, weil sie ihre Wichtigkeit spazieren führen. Sie fordern Dankbarkeit dafür ein, dass sie überhaupt noch bremsen, wenn jemand über den Zebrastreifen geht.

Es sind also, nach dem Fall Schneider-Ammann, nicht nur diese Stimmen, sondern auch die aus linker Sicht etwas zivilisierteren Bürgerlichen, die öfter als andere das Billett nicht bezahlt haben. 

Schliesslich drängt sich die Frage auf, ob auch die Linken Steuern hinterziehen. Doch Linke haben gar nicht genug Geld, um zu hinterziehen. Sie kennen deswegen keine Leute aus der Hinterziehungsszene. Die Linken schaffen auch keine Arbeitsplätze, weil sie nicht geschäften, sondern lieber herumsitzen. Sie können keine horrenden Bezüge zu sich nehmen, weil sie nicht in Verwaltungsräte berufen werden. Sie stellen auch keine illegalen Putzfrauen an, weil sie sich im Dreck wohlfühlen und nicht putzen. Und sie können auch keine untätigen Professoren an der Uni sein, weil sie dort lieber auf Kosten der Steuerzahler ganz viele Vorlesungen besuchen und Veranstaltungen abhalten.

So können Linke ja gar nie negativ auffallen! Sie können nie in die Falle tappen wie die Bürgerlichen. Und so bleiben sie auf ewig Gutmenschen. Gar noch mehr, wenn sie, wie mit «Carlos», mal in eine Falle getappt sind. Hätten die Rechten dieses Wort doch nie erfunden.

Ruedi Widmer ist Karikaturist in Winterthur.