Antiziganismus: Respekt für die Roma

Nr. 14 –

Die Reaktion war typisch: «Worüber willst Du schreiben?», fragten die KollegInnen aus der WOZ-Inlandredaktion. Ich hatte vorgeschlagen, anlässlich des Internationalen Tags der Roma, Sinti und Jenischen am 8. April etwas über das Thema Antiziganismus zu schreiben.

Das Beispiel zeigt auf, wie gross das Unwissen in Bezug auf die Diskriminierung und Ausgrenzung von Roma, Sinti und Jenischen ist. So wissen viele nicht, dass es neben dem Holocaust auch den sogenannten Porajmos (das Verschlingen) gab. Dem nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Roma fielen über 100 000  Menschen zum Opfer. Jedenfalls hat sich der Begriff «Antiziganismus» – im Gegensatz zu «Antisemitismus» – in der Schweiz noch nicht etabliert.

Nötig wäre es. Das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft hat im Auftrag der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus eine Studie zu Antiziganismus in den Schweizer Medien publiziert. Die Studie zeigt, dass in rund der Hälfte der Berichte über Roma oder Jenische Pauschalisierungen verwendet werden, jeder achte Beitrag war gar diskriminierend. Ein Missstand ist etwa, dass vor allem BehördenvertreterInnen zu Wort kommen, kaum je die Roma und Jenischen selbst.

Vor diesem Hintergrund hat die Gesellschaft für bedrohte Völker unter dem Motto «Stopp Antiziganismus – Respekt und Anerkennung für Roma, Sinti und Jenische in der Schweiz» zu einer Strassenaktion aufgerufen, die am Dienstag, dem 8. April, um 14 Uhr auf dem Bundesplatz in Bern stattfinden wird. Detaillierte Informationen zum Thema bietet übrigens der Sammelband «Antiziganismus in der Schweiz und in Europa. Geschichte, Kontinuitäten und Reflexionen», der kürzlich im Chronos-Verlag erschienen ist.

«Antiziganismus in der Schweiz und in Europa – Geschichte, Kontinuitäten und Reflexionen», herausgegeben von Bernhard C. Schär und Béatrice Ziegler, Chronos Verlag, Zürich 2014. 176 Seiten, 38 Franken.