H. R. Giger (1940–2014): Sanfter Fürst der Finsternis
Mein grosser Bruder brachte das Grauen mit nach Hause. Auf dem Cover: ein Totenschädel, der fest verschraubt in einer Gruft lag. Aber wenn man das Album aufklappte, lag da eine jenseitig schöne Frau, mit Haaren wie Schlangen. H. R. Giger hat diese Pharaonin der Finsternis für «Brain Salad Surgery» (1973) gemalt, die vierte Platte von Emerson Lake & Palmer. Das Cover machte den Bündner international bekannt; berühmt wurde er erst dank dem Oscar für «Alien» (1979). Drei Jahre davor war Giger am verrücktesten Film beteiligt, der nie gedreht wurde: Alejandro Jodorowskys «Dune», in dem Mick Jagger, Orson Welles und Salvador Dalí spielen sollten. Auf Empfehlung von Dalí durfte Giger die Setdesigns entwerfen, doch das Projekt scheiterte am Geld, und als «Dune» später von David Lynch verfilmt wurde, war Gigers Vision Makulatur. Sein persönliches Schattenreich für die Öffentlichkeit schuf sich Giger später in Gruyères. Der Surrealist und Nekromantiker hat sich dort schon zu Lebzeiten verewigt mit einem Museum. Nach Gigers Tod am 12. Mai ist es jetzt irgendwie auch zum Mausoleum geworden für diesen grossen, sanften Fürsten der Finsternis.