Beatrix Bühler (1948–2014): Das Theater war ihre Liebe und ihr Leben
Sie nahm bis zuletzt aktiv am Berner Theatergeschehen teil. Dünn, bleich, mit einer Mütze auf dem Kopf, besuchte Beatrix Bühler diesen Mai alle Aufführungen des Theatertreffens Auawirleben in Bern, das sie mitbegründet, lange mitorganisiert und massgebend geprägt hat. Nach den Vorführungen nahm sie an den Publikumsdiskussionen teil; ihre dunkle, warme Stimme füllte den Saal. Diese Stimme ist nun verstummt: Anfang Jahr hatten die Ärzte bei der Regisseurin und Theatertreffen-Organisatorin Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium entdeckt, am 21. Juni verstarb sie 65-jährig.
Zweimal sass ich in Trixens Küche in ihrer Wohnung im Berner Mattequartier. Das erste Mal als junge Studentin für eine Radiosendung, die wir im Rahmen eines Kurses produzierten. Obwohl der Beitrag reine Übungssache war und nie ausgestrahlt wurde, nahm sich Trix alle Zeit der Welt für meine Freundin und mich. Mit ihrer Neugier und ihrer Herzlichkeit sorgte sie dafür, dass unsere Nervosität sofort verflog. So war sie: interessiert an ihren Mitmenschen, begeisterungsfähig für die Sache, aber stets auch kritisch. Doch nie war sie zynisch. Dafür liebte sie die Menschen, das Leben und natürlich das Theater viel zu sehr.
Ein paar Jahre später sass ich wieder in ihrer Küche, für ein Porträt in der WOZ zur 25. Ausgabe von Auawirleben. Doch diesmal hatte sie skeptisch auf meine Anfrage reagiert: Sie wollte nicht im Mittelpunkt stehen, das Theater sollte die Hauptrolle spielen. Trotzdem sagte sie zu. Wie beim ersten Besuch türmten sich Zeitungen und Bücher in ihrer Wohnung – sie sammelte Stoff für ihre eigenen Theaterprojekte. Das Theater war ihr Leben, ihre Liebe zum Theater bedingungslos. Sie sagte: «Manchmal, wenn ich von einer Probe nach Hause fahre, zerspringe ich fast vor Glück.»
Wenn sie für etwas schwärmte, war das ansteckend. Bei unserem zweiten Treffen war sie Feuer und Flamme für Sasa Stanisics Roman «Wie der Soldat das Grammofon repariert». Ich kaufte das Buch sofort. Noch immer steht es ungelesen in meinem Büchergestell. Ich werde es nun endlich lesen.