Nigeria: Wann heisst es endlich «Je suis Nigeria»?

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Schätzungen zufolge sind seit 2009 mehr als 15 000 Menschen durch die islamistische Terrororganisation Boko Haram ums Leben gekommen, mehr als eine Million NigerianerInnen sind in andere Landesteile oder in Nachbarstaaten geflohen. Und doch hielt es die internationale Gemeinschaft bisher nicht für nötig, der Gewalt entgegenzutreten. Denn sie wurde kaum als Bedrohung mit globalem Ansteckungspotenzial wahrgenommen – obschon sich das Einflussgebiet von Boko Haram bereits auf den Tschad und Kamerun ausweitet.

Als die Extremisten vor einigen Wochen die Kleinstadt Baga zerstört hatten, wobei wieder Hunderte von ZivilistInnen getötet und Zehntausende in die Flucht getrieben wurden, hätte die nigerianische Führung ahnen können, dass die 130 Kilometer entfernte Millionenstadt Maiduguri das nächste Ziel der Islamisten sein würde. Vor einem Jahr war ein Angriff noch missglückt. Am vergangenen Wochenende nahmen sie die Hauptstadt des Teilstaats Borno erneut unter Feuer. Laut Radio BBC Africa konnte eine von der Armee ausgerüstete Bürgerwehr die Attacke vorerst abwehren. Hingegen konnte Boko Haram einen Militärstützpunkt, der dem Schutz von Maiduguri diente, erobern.

Die nigerianische Armee erwies sich abermals als unfähig, die Islamisten aufzuhalten: Die Soldaten aus dem Süden kennen sich im Norden nicht aus, ihre Löhne werden oft nicht ausbezahlt und verschwinden spurlos, ihre Ausrüstung landet auf mysteriöse Weise beim Gegner. Zudem sind die nigerianischen Generäle bekannt für ihre Brutalität und kümmern sich kaum um den Schutz der Zivilbevölkerung.

Nun wollen westafrikanische Länder mit einer multinationalen Eingreiftruppe die Fundamentalisten bekämpfen. Deutschland hat dafür bereits finanzielle Unterstützung zugesagt. Geld wäre eigentlich vorhanden, denn Nigeria fördert täglich 2,5 Millionen Fass Öl, doch die nigerianischen Eliten stecken das Geld in die eigene Tasche statt in ihr Land. Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom 14. Februar dürfte die Bevölkerung nutzen, um ihren Unmut auszudrücken.