Was weiter geschah: Gurlitt und die Transparenz

Nr. 12 –

«Conny-Leaks» – so lautet das neuste Schlagwort, das zurzeit im Zusammenhang mit dem Kunstmuseum Bern und dem Gurlitt-Erbe durch die Medien geistert. Es öffnet ein weiteres Kapitel in einer nicht enden wollenden Geschichte, in der es um Kunst, Kunstraub und viel Geld geht.

Von einer Chance für Bern und sein Kunstmuseum sprachen die einen, wegen der absehbaren Kosten von einem «Fass ohne Boden» die anderen, als nach dem Tod des deutschen Kunstsammlers Cornelius Gurlitt im vergangenen Mai bekannt wurde, dass dieser dem Kunstmuseum Bern sein Erbe, gut 1500 Bilder, vermacht. Da unter den Werken des deutschen Sammlers auch Raubkunst vermutet wird, musste das Museum eine Übernahme genau prüfen, ehe es im November schliesslich das Erbe annahm. Anfang dieses Jahres schuf das Museum eine Forschungsstelle, um die Provenienz der Werke zu untersuchen. Zwar ist deren Finanzierung noch nicht geklärt, doch der emeritierte Professor für Kunstgeschichte Oskar Bätschmann ist bereits als Leiter gewählt.

Wann und ob Bätschmann überhaupt jemals beginnen kann, die Gurlitt-Sammlung zu erforschen, ist unklar. Denn die Geschichte hat eine neue Wendung genommen, seit sich Gurlitts Cousine Uta Werner eingeschaltet hat und Gurlitts Testament anzweifelt. Und nun also auch noch «Conny-Leaks»: Hierbei handelt es sich um rund tausend Seiten Geschäftspapiere von Gurlitt, die die Entourage Uta Werners im Internet publizieren will. Dabei sollen die Namen von Käuferinnen und Verkäufern nicht geschwärzt werden, ein für den Kunstmarkt untypischer Vorgang. Gemäss «Berner Zeitung» wurden diese Dokumente Anfang 2014 mit Gurlitts Erlaubnis in einer Nacht- und Nebelaktion aus dessen Wohnung getragen, um die Geschichte fraglicher Werke aufzuarbeiten. Werner wolle mit ihrer Aktion sowohl dem Kunstmuseum als auch der deutschen Gurlitt-Taskforce Beine machen, so die «Berner Zeitung»: «‹Totale Transparenz› lautet die Losung.»

Auch wenn die ganze Gurlitt-Geschichte einer Farce gleicht, hat sie zumindest die Diskussion um die Provenienzforschung in der Schweiz vorwärtsgebracht: SP-Nationalrat Matthias Aebischer hat am 5. März einen Vorstoss zur «Stärkung und Koordination von Provenienzforschung in der Schweiz» eingereicht.

Nachtrag zu den Artikeln «Geschichten von Raub und Gewalt» in WOZ Nr. 20/2014 und «Für ein Haus der verfolgten Kunst» in WOZ Nr. 48/2014 .