Kost und Logis: Nahrung für die Seele

Nr. 13 –

Ruth Wysseier hilft, Volkes Stimme zu suchen

Was essen die Parteien? Eine brisante Frage im Wahljahr. «Risotto und rote Geschichten»: Klar, wir sind bei der SP. Döner, Schaschlik oder Frühlingsrollen: AL. Züri Gschnätzlets: der alte Freisinn. Braten, Kartoffelstock mit Päcklisaucenseelein: SVP. Dessertbüffets mit viel Süssem: BDP, schliesslich entstand die Partei quasi aus Aarberger Zucker und Bündner Nusstorten.

Doch Wahlkampf mit Schöggeli und Bratwurstdunst war gestern. Seit die CDU sich die Toten Hosen angezogen hat und zu «An Tagen wie diesen» schunkelte, ist die Schweizer Politlandschaft alarmiert. Heute dürstet die Volksseele nach Zusammengehörigkeit und Heimat und Emotionen, am liebsten intravenös. Also muss Musik her.

Die Nase vorn hat für einmal die CVP. Für sie schrieb und dichtete der bislang eher unbekannte Anton Schwingruber eine neue Landeshymne, zu hören auf www.schwingruber.ch, vierstimmig gesungen mit seinen Brüdern. Der Text lehnt sich an die Präambel der 1999 modernisierten Bundesverfassung an, so wie es Margret Kiener Nellen vor zehn Jahren für eine zeitgemässe Hymne forderte. «Offen stets und hilfsbereit / wie in der Vergangenheit / holi holi duli jo», heisst es im Refrain. Ein ziemlicher Stubenfeger, und doch reichte es nicht in die engste Auswahl zur Kür der neuen Landeshymne. Kein Wunder, schliesslich sind über 200 Vorschläge eingegangen. Am 30. März (save the date!) sollen sich die besten Vorschläge einem Online-Voting stellen (www.chymne.ch).

Bei den Grünen droht der Generationenclash. Therese Frösch will «Grün, grün, grün sind alle meine Kleider (…), weil mein Vater Jäger ist.» Bastien Girod findet: «Das singeni nid, mi Vattech isch Kachdiolog». Aline Trede alias Save-the-date-18.-Oktober pusht Evelinn Trouble, zu Regula Rytz passt Jamayl Maleeks «Neue Tag»: «Es isch en Kampf jede Tag ufs neue / Die chline Erfolg müend üs darum erfreue».

Die SVP will wie gewohnt klotzen. Nachdem Chris von Rohr und sein «Meh Dräck» für die alte Partei steht und eingemottet wird, lässt man von der «Weltwoche»-Chefredaktion AC/DC für die nächste Albisgüetli-Sause einfliegen. «Highway to Hell» ist das Programm des zukünftigen Landesretters.

Der Freisinn dient sich wieder den Bankern an und schwankt zwischen «Money», Johnny Cashs «Folsom Prison Blues» oder «Goldfinger». Damit käme sie aber Edith Graf-Litscher in die Quere; die träumt nach ihrem Einsatz für das Nachrichtendienstgesetz von Bond-Girls. Helmut Hubacher schlägt «Wir sind die Moorsoldaten» vor, weil er sich gern mit Spaten in der Hand fotografieren lässt. Die SP-Lehrerfraktion meint tatsächlich, mit «Im Frühtau zu Berge wir gehn» liesse sich was holen.

Und für die BDP passt möglicherweise die vielversprechende junge Band Death by Chocolate.

Ruth Wysseier gibt ihre Stimme dem Kammerchor Kobelt.