Medien: Öffentlich-private Datenkrake

Nr. 34 –

So schnell werden nach einer Abstimmung Prinzipien über den Haufen geworfen. Statt sich nach dem knappen Ja zur RTVG-Revision Mitte Juni in Zurückhaltung zu üben, prescht die SRG schon wieder im Werbemarkt vor. Und statt die Phalanx der privaten Verlage weiter zu stützen, schliesst sich Ringier der SRG an. Zusammen mit der Swisscom gründen sie eine Werbeallianz.

Rund 290 MitarbeiterInnen sollen künftig die Werbeangebote optimal auf die KonsumentInnen abstimmen. Gerade die NutzerInnendaten von Swisscom-TV dürften der SRG eine spezifischere Werbeschaltung ermöglichen. Legitimiert wird die Allianz als wirtschaftlicher Heimatschutz, mit Verweis auf Internetriesen wie Google oder Facebook. Noch muss das Joint Venture von der Wettbewerbskommission gebilligt werden.

Bedrohlich dürfte die helvetische Datenkrake tatsächlich aber für die kleineren Verlage und Plattformen sein. Die Mediengewerkschaft Syndicom fordert deshalb eine Werbeabgabe, die sowohl Vermarkter wie auch die Allianz bezahlen müssten, und weiter eine Datenverkehrsabgabe für Webdienste, die journalistische Leistungen kommerziell verwerten. «Mit der Kombination dieser beiden zukunftsweisenden Massnahmen können Fördermittel für demokratiegerechte Medien bereitgestellt werden», schreibt Syndicom.

Bleibt die Frage, was Tamedia in den letzten Monaten machte, während SRG, Ringier und Swisscom ihre Verhandlungen vorangetrieben haben. Ein Schelm, wer sich an einen Artikel von SP-Nationalrätin Jacqueline Badran aus der Zeit vor der RTVG-Abstimmung auf «Infosperber» erinnert? Darin prognostizierte sie eine Fusion von Tamedia und der Firma Goldbach Media, die Fernsehwerbung für ausländische Sender vermittelt. Tamedia dementierte das Gerücht. Wer auch immer sich künftig mit wem verbündet: Die Werbeverkaufsketten quer durch die Branchen werden für die MediennutzerInnen immer unübersichtlicher.