Film «Ixcanul»: Am Fuss des Vulkans
Sie wollen nicht, die Schweine. Deshalb helfen Juana (María Telón) und ihre Tochter María (María Mercedes Coroy) den Tieren zünftig mit Rum nach – und nun klappt es mit dem Kopulieren. Etwas später wird der Eber geschlachtet, auf offenem Feuer gebraten, und es wird auf die Fruchtbarkeit angestossen. Auf jene von María. Denn die einzige Tochter der mittellosen Bauernfamilie im guatemaltekischen Hochland ist dem Vorarbeiter Ignacio (Justo Lorenzo) versprochen. Dieser braucht als Witwer und Vater von mehreren Kindern wieder eine Frau.
Ein paar Monate später ist María tatsächlich schwanger, allerdings nicht von Ignacio, sondern von Pepe (Marvin Coroy), einem jungen Kaffeepflücker. Dieser ist jedoch auf dem Weg in die USA, María bleibt schwanger zurück.
«Ixcanul», der erste Spielfilm des guatemaltekischen Regisseurs Jayro Bustamante, spielt am Fuss eines Vulkans, der als ständige Bedrohung über dem Alltag der KaffeepflückerInnen schwebt. Als María ihre Mutter einmal fragt, was auf der anderen Seite des Vulkans sei, antwortet diese: «Kälte». Bustamante hat den Film gemeinsam mit einer Mayagemeinschaft erarbeitet. Basierend auf ihren Erzählungen, schrieb er das Drehbuch, die Rollen studierten sie später in Schauspielworkshops ein. Diese aufwendige Arbeit hat sich gelohnt: Wir sehen keine Stereotype von prügelnden Indios im Dauerrausch oder von edlen Wilden, die eins sind mit der Natur, sondern sorgfältig ausgearbeitete und vielschichtige Charaktere. Das ist eine der Stärken dieses in einnehmenden Bildern eingefangenen Films.
Eine Entdeckung ist María Telón als Mutter Juana: Wie resolut, aber herzlich sie ihre Tochter María während deren Schwangerschaft unterstützt, wie sie um deren Leben kämpft, als diese hochschwanger von einer Schlange gebissen wird, und wie sie – des Spanischen nicht mächtig – im Spital in der Stadt Hilfe verlangt, ist schlicht grossartig.
Ab 5. November 2015 im Kino.
Ixcanul. Regie: Jayro Bustamante. Guatemala 2015