Neues aus der Wissenschaft: «Glückauf!» heisst es im Hagerbach

Nr. 48 –

Letzte Woche landete eine, nun ja, irgendwie faszinierende Einladung in der Mailbox: An der «Hagerbach Underground Conference» in Flims sollten die «weltweit überwältigendsten Errungenschaften aus dem Untergrund» ausgezeichnet werden. Lockten da revolutionäre Erkenntnisse zu linksradikalen Bewegungen?

Nun ist der Versuchsstollen Hagerbach, kurz VSH, mit Gründungsjahr 1970 und Hammer und Meissel als Logo ja eine einschlägige Adresse. In den frühen Jahren übte man sich in den Kavernen in Sprengtechnik. Nicht ohne Stolz sprechen die Hagerbacher von «1:1-Versuchen» und von Trainingscamps, die von SpezialistInnen aus der ganzen Welt besucht werden. Man wagt es kaum zu denken: Gaben sich da in den Siebzigern vielleicht RAF, Rote Brigaden und IRA sozusagen den Zünder in die Hand?

An den Camps teilgenommen haben könnte auch die ITA, die International Tunnelling and Underground Space Association, 1974 gegründet und in über fünfzig Ländern aktiv. Ihre Schlüsselrolle scheint unbestritten, hat sie doch zur Hagenbacher Untergrundkonferenz eingeladen. Auch in Wissenschaftskreisen ist die ITA bestens vernetzt – ihre oberirdischen Aktivitäten koordiniert sie aus der ETH Lausanne. So kann sie davon ausgehen, dass nur Eingeweihte und Ausgewählte ihre Einladung richtig zu deuten wissen. Überhaupt: Was für eine gloriose Tarnung auch dieser VSH. «Glückauf im Versuchsstollen Hagerbach!», wird das nichts ahnende Publikum auf der Website begrüsst. «Die unterirdische Atmosphäre des VSH ist das ideale Umfeld für atemberaubende Events.» Klassische Konzerte und exklusive Modenschauen werden genannt (und für Eingeweihte als «Fremdveranstaltungen» gekennzeichnet).

Die Ausgewählte hat die «Underground Conference» dann leider doch verpasst. Und so erst im Nachhinein erfahren, dass an der Tagung der Eurasia-Tunnel unter dem Bosporus und weitere Tunnelprojekte ausgezeichnet worden waren. Die RAF muss wohl weiter auf wissenschaftliche Anerkennung ihrer polittheoretischen Analysen warten.

Wie und warum in den Untergrund gehen?
www.ita-aites.org