Film «Regression»: Satanismus für AnfängerInnen

Nr. 15 –

Ein Horrorfilm, der dem Schrecken analytisch auf den Grund geht und uns trotzdem schaudern lässt? Alejandro Amenábar führt mit «Regression» souverän vor, wie das geht. Sein Film verhandelt einen realen Fall im US-Bundesstaat Minnesota aus dem Jahr 1990. Ein frommer Familienvater landet in Untersuchungshaft, weil seine Tochter (Emma Watson) ihn beschuldigt, Satanist zu sein und sie vergewaltigt zu haben.

Er will sich zwar an nichts erinnern, beteuert aber, dass seine Tochter sicher nicht lüge. Bald meint die Polizei, einem ganzen SatanistInnennest auf der Spur zu sein, wilde schwarze Messen, Morde und Kinderopfer inklusive. Amenábar, der bereits in «The Others» ein unheimliches Geheimnis mit einer überraschenden Wendung ans Licht gebracht hat, führt in «Regression» vor, wie die drei grossen Erklärungs- und Einordnungsmaschinen Kirche, Psychologie und Justiz mit dem Satanismusverdacht umgehen.

Für die christliche Kirche ist Satan der Erzwidersacher und gleichzeitig eine Existenzgrundlage. Das periodische Aufflammen von Satanismusgerüchten kann ihr deshalb nur recht sein. Der Psychologe interveniert mit Hypnose und mentaler «Rückführung» zu den traumatischen Erlebnissen und ignoriert, dass so Erinnerungen nicht einfach ausgegraben, sondern zum Teil auch generiert werden. Und sogar die Justiz in Gestalt des leitenden Ermittlers Bruce Kenner (Ethan Hawke) hat Mühe, den heiss laufenden Obsessionen kühl und rational zu begegnen. In seinen Albträumen verspinnen sich ZeugInnenaussagen und eigene Fantasien, und er steigert sich in einen Verfolgungswahn hinein.

Doch am Unheimlichsten sind die letzten Minuten von «Regression». Zwischen den Massenmedien und ihren KonsumentInnen dreht sich die Spirale des teuflischen Irrsinns immer weiter. Dass der ursprüngliche Fall aufgeklärt ist, scheint dabei niemanden zu kümmern. Und man kann sich nur zu gut vorstellen, wie hier gerade die Saat für die nächste satanische Hysterie gestreut wird.

Regression. Regie: Alejandro Amenábar. Spanien / Kanada 2015. DVD. 22 Franken