Markus Werner (1944–2016): Zündel forever!

Nr. 27 –

Ein Studienfreund aus Schaffhausen hat mir Ende der achtziger Jahre den «Zündel» in die Hand gedrückt. Gelber Einband, schwarze Pistole vorne drauf. Es sollte das erste Buch sein, das ich Jahre später frisch verliebt meinem Freund schenkte.

Da war der Schaffhauser Markus Werner längst kein Geheimtipp mehr und «Zündels Abgang» im Deutschen Taschenbuch Verlag erhältlich. Aber ich musste wissen, was der Zündel mit meinem Freund anstellte. Diese Figur, die sich ständig selbst hinterfragt, an sich (ver)zweifelt und auch an der Welt, die ihn so absurd hintergeht. Eine Welt, die Werner sprachlich mit einer Lakonik seziert, dass es einem beim Lesen den Atem raubt – und mitunter auch die Tränen in die Augen treibt. Vor Lachen (meist).

Man könnte den «Zündel» auch lesen als geschickt orchestrierte ethnografische Sammlung von Alltagsbeobachtungen aus der Schweiz, psychologischer Nahkampfbereich inklusive. Und landete dann bei einem unstatthaften Vergleich mit Hugo Lötscher, während der Zündel selbst vielmehr Erinnerungen an Gantenbein, Stiller oder Faber weckt. Immerhin dissertierte Markus Werner 1974 an der Universität Zürich über Max Frisch.

Doch Werners schmales Werk – sieben Romane, kaum einer über 200 Seiten lang – steht unverwechselbar in der Schweizer Literaturlandschaft. Ein knorriger und gleichzeitig filigraner Rebstock, seinem Autor nicht unähnlich. Markus Werner erklärte bereits 2004 «Am Hang» zu seinem letzten Roman. Zu fragil war die Gesundheit geworden. Wachsen sollte dafür die Anerkennung seines Werks, zuletzt mit dem Pro-Litteris-Preis Ende Juni, nur Tage vor seinem Tod. Ich muss meinen Partner unbedingt nochmals fragen, wie ihm der «Zündel» damals gefallen hat.

Die grosse Lobrede auf Markus Werners literarisches Universum hat Gabriel Vetter in WOZ Nr. 25/16 verfasst.