Lohnherbst: Schluss mit Nullrunden!
Der starke Franken als billige Ausrede mit teuren Folgen für die Beschäftigten: Unter diesem Zeichen stand die Wirtschaftspolitik der sogenannten Arbeitgeberverbände seit der Aufhebung des Frankenmindestkurses im Januar 2015. Inzwischen aber zeigt sich, dass trotz des überbewerteten Frankens ein solides Wirtschaftswachstum zu erwarten ist. Die Anzeichen, dass der Tiefpunkt überwunden ist, verdichten sich.
Travail Suisse, der unabhängige Dachverband der Angestellten, sowie die ihm angeschlossenen Verbände Syna, Transfair und Hotel & Gastro Union verlangen daher, dass die Sondermassnahmen, die im Zuge der Frankenaufwertung vereinbart wurden, rückgängig gemacht werden. Darüber hinaus fordern sie angemessene Lohnerhöhungen. Sie verweisen dabei auch auf den bisherigen Verzicht vieler Angestellter auf Lohnerhöhungen (selbst bei temporären Arbeitszeitverlängerungen) – womit sie entscheidend dazu beigetragen hätten, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auch unter erschwerten Bedingungen zu erhalten.
Die Gewerkschaft Syna nennt konkrete Zahlen: Für die Baubranche fordert sie nach zahlreichen Nullrunden Lohnerhöhungen von 50 bis 100 Franken. Für Beschäftigte in der Industrie fordert sie generelle Lohnerhöhungen von 100 Franken – nur noch in klar belegten Einzelfällen sollen Nullrunden akzeptiert werden, dann nämlich, «wenn dadurch verbindlich Arbeitsplätze in der Schweiz gerettet werden können».
Für alle Angestellten im Detailhandel, die weniger als 5000 Franken im Monat verdienen, fordert die Gewerkschaft eine generelle Lohnerhöhung von 100 Franken. Dieselbe Erhöhung fordert sie für Angestellte im Gesundheitswesen (sowie 150 Franken für jene, die länger als sieben Jahre im Betrieb sind) – dies auch unter dem Gesichtspunkt, dass speziell in diesem Sektor immer flexiblere Arbeitszeiten verlangt werden und die Zulagen für Abend-, Nacht- und Sonntagsarbeit zunehmend unter Druck geraten. Und schliesslich: Angesichts der fulminanten Gewinnsteigerungen in der Chemie- und Pharmaindustrie fordert die Syna 150 Franken mehr Lohn für alle Beschäftigten in dieser Branche.