Gemeinnütziger Wohnungsbau: SBB spuren nur unter Druck

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«Ein Drittel ist nicht genug – wir wollen alles!» Die Forderung der Alternativen Liste Zürich (AL) ist so radikal wie deutlich – und angesichts der Wohnungsnot in Zürich dringend nötig.

Die Rede ist vom Anteil gemeinnütziger Wohnungen in der Überbauung, die die SBB auf dem Neugasse-Areal planen. 300 bis 400 Wohnungen sollen ab 2020 auf dem Areal bei der Josefswiese gebaut werden. Doch dieses liegt in einer Industriezone, wo keine Wohnungen gebaut werden dürfen. Einer Umzonung muss der Gemeinderat zustimmen; sein Beschluss untersteht dann dem fakultativen Referendum. «Die SBB wissen genau, dass sie bei diesen politischen Mehrheiten im Gemeinderat keine Chance haben, wenn sie nicht ein Zugeständnis an den gemeinnützigen Wohnungsbau machen», sagt AL-Urgestein Niggi Scherr. «Der Vorschlag von einem Drittel ist ein Ablasshandel.»

Auf diesen will sich die AL nicht einlassen und verlangt nun, dass der Gesamtanteil auf allen SBB-Wohnarealen in der Stadt zusammengerechnet bei einem Drittel liegt, «um Sünden aus der Vergangenheit gutzumachen». Scherr führt die Wohnungsmieten der in den letzten Jahren entlang des Zürcher Gleisfelds entstandenen Überbauungen auf seinem Blog auf: In der Europaallee etwa reichen die Mieten von gut 3500 Franken für eine 3,5-Zimmer-Wohnung bis zu sagenhaften 18 800 Franken für eine 4,5-Zimmer-Wohnung in der Seniorenresidenz Gustav (24-Stunden-Pflegebereitschaftsdienst inklusive). Auf den Arealen Westlink und Letzibach C in der Nähe des Bahnhofs Altstetten sind die Mieten etwas tiefer, aber immer noch weit davon entfernt, gemeinnützig zu sein.

«Unsere Chance, den Anteil hoch zu drücken, stehen nicht schlecht. Das Anliegen trifft einen Nerv», ist Scherr überzeugt. Die SBB wollten daher eine Volksabstimmung tunlichst verhindern. «Nur eine starke Bewegung von unten erzeugt den Druck, der die SBB dazu bringt, zumindest hier auf einen Zusatzgewinn zu verzichten», schreibt auch der ehemalige Präsident der Stadtzürcher SP, Koni Löpfe, im «P. S.».

Mit dem Bau gemeinnütziger Wohnungen würde sich der Bodenpreis nicht im selben Mass wie beim Bau regulärer Wohnungen erhöhen, aber der heutige Wert wird sich dennoch zumindest verdoppeln. Gewinn machen die SBB also so oder so.