G20-Gipfel in Hamburg: Bahn frei für den Protest

Nr. 25 –

Anfang Juli steht der G20-Gipfel in Hamburg an – und der Boulevard ist bereits in höchster Erregung. «Ein Anschlag auf uns alle», titelte der «Berliner Kurier» am Dienstag. Was war geschehen? Vermutlich hatten Autonome in der Nacht auf Montag dreizehn Brandanschläge auf Kabelschächte an Bahnstrecken verübt. Auf zahlreichen Abschnitten in Deutschland kam es zu Zugausfällen.

In einem auf der Website «Indymedia» veröffentlichten Schreiben bezeichnen die mutmasslichen UrheberInnen der Sabotageakte diese als «kurze Unterbrechung der Reibungslosigkeit anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg». In der Stadt treffen sich am 7. und 8. Juli die Staats- und Regierungschefs von zwanzig Staaten. In dem Text heisst es: «Wir zeigen auf, wie es möglich ist, die Maschine zum Stottern zu bringen.»

Naturgemäss provozierte die Aktion bei Fahrgästen Verärgerung. Das linksradikale «Lower Class Magazine» kritisierte daher: «Es ist keineswegs besonders revolutionär, auf die Sympathien des Volkes zu scheissen.» Mehr Fantasie als die SaboteurInnen bewiesen Unbekannte in Hamburg, die Anfang der Woche überall in der Hansestadt Plakate anbrachten, die verkündeten, dass der öffentliche Nahverkehr während des Gipfels gratis genutzt werden könne – was die lokalen Verkehrsbetriebe leider umgehend dementierten.