Glyphosat: Der Druck auf Monsanto wächst
Man sollte den Blick nicht nur nach Kalifornien richten, wenn es um die digitale Zukunft geht. Wegweisend ist der US-Staat auch im Umweltschutz. Von hier aus verbreiteten sich ab den achtziger Jahren die ersten Abgasvorschriften für Verbrennungsmotoren. Und am Freitag stellt Kaliforniens Umweltbehörde erneut eine wichtige Weiche: Sie setzt das weltweit am häufigsten verwendete Breitbandherbizid Glyphosat auf die Liste der krebserregenden Stoffe.
Das ist zwar noch kein Verbot, wie es Umweltschutzverbände und auch zahlreiche ÄrztInnen immer eindringlicher fordern. Erst einmal bedeutet es lediglich, dass glyphosathaltige Pestizide künftig mit einem Warnhinweis versehen werden müssen, dass sie Krebs verursachen können. Signalwirkung hat der Entscheid trotzdem. Einerseits kommt er aus dem US-Staat mit der landesweit grössten landwirtschaftlichen Produktion. Glyphosat kommt in Kalifornien bei über 250 Kulturpflanzen sowie im Weinbau zum Einsatz, darüber hinaus in öffentlichen Parks, Freizeit- und Golfanlagen. Andererseits läuft in Kalifornien aktuell ein Gerichtsverfahren gegen Monsanto, den Hersteller des weltweit weitverbreitetsten Glyphosat-haltigen Herbizids Roundup. Als KlägerInnen treten über sechzig Betroffene auf – Menschen, die selbst an Lymphdrüsenkrebs erkrankt sind, oder deren Angehörige. Sie alle machen Glyphosat dafür verantwortlich.
Pikantes Detail aus dem laufenden Verfahren: Der Richter hat die Veröffentlichung des Mailverkehrs zwischen Monsanto und der Bundesumweltbehörde EPA angeordnet. Daraus geht hervor, dass Monsanto massiv Einfluss auf den für die Neubeurteilung von Glyphosat zuständigen Direktor ausgeübt hat. Der änderte einem Brief einer EPA-Toxikologin zufolge nicht nur den Schlussbericht zugunsten der Industrie ab. Er versprach Monsanto zudem zu verhindern, dass das US-Gesundheitsministerium Glyphosat genauer unter die Lupe nimmt.
Auch in Europa, wo immer mehr Details zur Einflussnahme der Industrie auf die Neuzulassung von Glyphosat bekannt werden, wächst der Widerstand. Mitte Juni ist eine EU-weite Bürgerinitiative zum Verbot von Glyphosat zustande gekommen. Die EU-Kommission hat nun drei Monate Zeit, um die Initiative zu prüfen und Stellung dazu zu nehmen.