Die gezügelten Guevaristen: Strategie des verlängerten Volkskriegs

Nr. 40 –

Die Guerillas in Nicaragua und El Salvador wurden von Kuba nicht nur politisch, logistisch und mit Waffen unterstützt. Sowohl in der FSLN als auch in der FMLN gab es Strömungen, die sich an der Fokustheorie orientierten.

In Nicaragua kämpften die SandinistInnen seit dem Ende der fünfziger Jahre in den Bergen im Norden des Landes, waren dort gut in der Bevölkerung verankert und verfolgten eine Strategie des «verlängerten Volkskriegs» (Guerra Popular Prolongada, GPP): ein Zermürbungskrieg gegen die Diktatur des Somoza-Clans mit vielen kleinen Schlägen. Mitte der siebziger Jahre entstand parallel zu dieser FSLN-GPP in den Städten die FSLN-Proletario, die mit Attentaten und Sabotageakten einen Aufstand erzwingen wollte. Kurz bevor es zur Spaltung kam, vermittelten die sogenannten Terceristas um Daniel Ortega. Dieser scharte eine heterogene Gruppe um sich, zu der neben altgedienten Guerilleros auch Christ- und SozialdemokratInnen, Befreiungstheologen und UnternehmerInnen gehörten. Den Terceristas gelang es mit dieser eher am Modell der Volksfront orientierten Strategie, 1977 einen landesweiten Volksaufstand auszulösen und knapp zwei Jahre später Somoza zu stürzen.

Die FMLN in El Salvador wurde 1980 als Dachverband von zwei grossen und drei kleinen Guerillaorganisationen gegründet. Eine der beiden grossen, das Revolutionäre Volksheer (ERP), war von linken AbweichlerInnen der christdemokratischen Jugend gegründet worden und verfolgte lange eine Strategie der Zuspitzung gesellschaftlicher Widersprüche durch Entführungen, Attentate und Sabotageakte. Ihr Gegengewicht war die zweite grosse Guerilla, die Volksbefreiungskräfte (FPL), die aus der marxistischen Gewerkschaftsbewegung hervorgegangen waren. Die FPL verfolgten die Strategie des verlängerten Volkskriegs mit militärischen Aktionen und der Organisierung der Bevölkerung. Als die FMLN nach dem Friedensvertrag von 1992 in eine Partei umgewandelt wurde, gründeten die Führungskader des ERP ihre eigene sozialdemokratische Partei und verschwanden in der Bedeutungslosigkeit.