Rassismus: Bitte nicht stören!
Endlich kommt Licht ins Dunkel unser aller Befindlichkeit: Erstmals in der Geschichte erhob das Bundesamt für Statistik (BFS) Daten zum Zusammenleben in der Schweiz, wofür im Jahr 2016 «Offenheit und Distanz zu einzelnen Bevölkerungsgruppen» abgefragt wurden. Das Ergebnis ist ernüchternd: Gemäss Medienmitteilung stiess das BFS auf «eine Bevölkerung, die das Anderssein als störend empfindet».
36 Prozent der Wohnbevölkerung gaben an, «die Anwesenheit von als ‹anders› empfundenen Personen als störend» wahrzunehmen. Als Gründe fürs Sich-gestört-Fühlen gelten die üblichen Verdächtigen: Hautfarbe (6 Prozent), Nationalität und Religion (je 10 Prozent), wobei es ein Geheimnis der Statistik bleibt, wieso den Letztgenannten wiederum 14 Prozent gegenüberstehen, die der muslimischen Bevölkerung, beziehungsweise 33 Prozent, die dem Islam allgemein feindlich gesinnt sind.
Ganze 12 Prozent vertragen in ihrem Umfeld nur schlecht anderssprachige Menschen. Anscheinend fällt es manchen leichter einzugestehen, dass sie fremde Sprachen im Tram mehr stören als dunkelhäutige NachbarInnen.
Gleich zu Beginn stellt das BFS so tröstlich wie verwirrend fest: «Allgemein zeigt sich die Bevölkerung jedoch tolerant.» So seien 64 Prozent dagegen, «Ausländerinnen und Ausländer bei Arbeitsplatzknappheit wieder in ihre Heimat zurückzuschicken. 60 Prozent begrüssen das Recht auf Familiennachzug. 56 Prozent sind für eine automatische Einbürgerung der zweiten Generation.»
Das klingt doch richtig gut. Und während man noch erfreut denkt, dass so vielleicht ganz andere Abstimmungsergebnisse möglich sein müssten, wird einem bewusst, dass ja die Wohnbevölkerung befragt wurde und nicht die StimmbürgerInnen.
Was den Schluss nahelegt, dass auch die NichtschweizerInnen an ihren Störfaktoren knabbern. Und so heisst es denn auch: «16 Prozent der Bevölkerung fühlen sich durch Ausländerinnen und Ausländer bedroht, 4 Prozent durch Schweizerinnen und Schweizer.» Ach, es kann nur besser werden.