Federico Luppi (1936–2017): Ikone des spanischsprachigen Kinos

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In seinem letzten Film, dem düsteren Thriller «Nieve negra» unter der Regie seines Landsmanns Martín Hodara, spielte er gemeinsam mit dem Mann, den er noch wenige Jahre zuvor öffentlich als «Depp» beschimpft hatte. Dieser, Ricardo Darín, hatte ihm, Federico Luppi, seit der Jahrtausendwende etwas den Rang als bekanntestes Gesicht des argentinischen Kinos abgelaufen.

Bei jenem Streit hatten wohl auch Eifersüchteleien mitgespielt, doch im Kern ging es um politische Differenzen. Federico Luppi, 1936 als Sohn armer italienischer ImmigrantInnen in der Nähe von Buenos Aires geboren, war stets dem Linksperonismus verbunden und damit ein Anhänger von Cristina Kirchner. Darín hatte Luppis Zorn provoziert, als er sich 2013 fragte, wie Kirchners Familienvermögen im Laufe ihrer und der Präsidentschaft ihres Mannes von zwei auf zwölf Millionen Dollar habe anwachsen können. «Darín hätte sie das ja fragen können, als er nach dem Oscar für ‹El secreto de sus ojos› in den Präsidentenpalast eingeladen war», höhnte Luppi. Der streitbare Schauspieler hielt mit seiner Meinung nie zurück, noch in seinem letzten Interview im Februar sagte er über den aktuellen Präsidenten: «Erstmals in meinem Leben komme ich nicht mehr über die Runden – Macris neoliberaler Politik sei Dank.»

Bekannt geworden war Federico Luppi bei uns vor allem in Filmen von Adolfo Aristarain: «Un lugar en el mundo» (1992), «Martín (Hache)» (1997), «Lugares comunes» (2002). In den ersten beiden schwang er sich als Filmpartner von Cecilia Roth («Todo sobre mi madre») zu ungeahnten Höhenflügen auf, in letzterem brillierte er als alternder Literaturprofessor. In der Rolle des Querkopfs, der seinen Studis zu Zeiten des drohenden Irakkriegs widerständiges Denken vorlebte, war er ganz in seinem Element. Gemäss der Filmdatenbank IMDb hat der Mann mit dem stets etwas spöttischen Lächeln seit 1965 in nicht weniger als 137 Filmen mitgespielt. Darunter fand sich längst nicht nur argentinisches Kino. So stand Luppi mehrmals für den Mexikaner Guillermo del Toro vor der Kamera: als Hauptdarsteller in «Cronos» (1993), später in «El espinazo del diablo» und «Pan’s Labyrinth».

«Er war Lateinamerikas Laurence Olivier, unser Daniel Day-Lewis, unser Genie, mein lieber Freund», schrieb del Toro auf Twitter über Luppi, der am vergangenen Freitag 81-jährig in Buenos Aires verstarb. Und aus Spanien, wo Luppi ebenfalls die Staatsbürgerschaft besass, meldete sich Podemos-Chef Pablo Iglesias: «Kaum ein anderer Schauspieler verstand es so wie er, das Gewissen zu berühren. Mögest du in Frieden ruhen, Meister Luppi.»