Pop: Ein paar Alben ins Presswerk schicken

Nr. 50 –

Ehe man daran gedacht hat, sind die zehn Minuten auch schon um. So lange dauert «Crumbling Castle», der erste Song auf «Polygondwanaland», dem neusten Werk von King Gizzard & The Lizard Wizard. Denn dieses Prog-Psych-Epos ist so leicht verdaulich wie ein saftiger Popsong. Die Gitarren tänzeln neckisch durch eingängige, arabisch angehauchte Melodien, die sorgfältig produzierten Basslines und Drums klingen wunderbar frisch, und die mit leichten Verschiebungen zu einem Chörchen angeordneten Stimmen geben atmosphärische Tiefe hinzu. Das ist wie bei diesem seltsamen Bandnamen: Sieht etwas kompliziert aus, aber wenn man ihn liest, hüpft man wie nichts durch die drei Binnenreime.

Ob dem Septett aus Melbourne auch die Produktion des Albums so leicht von der Hand gegangen ist? Immerhin hat diese Band in letzter Zeit schon einiges geleistet: «Polygondwanaland» ist ihr viertes Album in Jahresfrist, angekündigt waren vier bis fünf. Damit demonstrieren King Gizzard ein beeindruckendes Arbeitsethos – ganz im Stil zeitgenössischer Kreativarbeiter nehmen die Psychrocker ihr LSD wohl eher in Mikrodosen als in existenzerschütternden Mengen zu sich. Doch die Band bleibt damit vor allem auch im Gespräch – und setzt mit der Veröffentlichung des vierten Streichs sogar noch einen drauf: Ohne Label haben King Gizzard das Masterfile ins Netz gestellt, mit der Aufforderung, man möge es doch selber vertreiben und damit gerne auch Geld verdienen.

In dem Monsterzyklus findet man zahlreiche grosse Momente, vor allem auf dem noch stärker am Garagerock orientierten «Flying Microtonal Banana» oder auf «Murder of the Universe», das mit seinen vielen Spoken-Word-Passagen wie ein psychedelisches Hörbuch anmutet. Doch neben der Ermüdung breitet sich mit der Zeit auch eine diffuse Leere aus. Die raffinierten Soundtricks oder gar ganze Passagen scheinen sich zu wiederholen. Zumindest könnte man an diesem Punkt immer noch die Seite wechseln und ein paar King-Gizzard-Alben ins Presswerk schicken.

King Gizzard & The Lizard Wizard: Polygondwanaland. 2017. (Ohne Label, Download im Netz.)