Kino-Film «Machines»: Willkommen in der Hölle

Nr. 4 –

Funken stieben, ein Mann stochert mit einem Stab im glühenden Ofen – ohne Handschuhe, ohne Gesichtsschutz. Ein anderer greift mit blossen Händen in eine rotierende Farbwalze, um überflüssige Farbe abzuschöpfen. Offene Chemikalienfässer werden mit Haken in rotierenden Bewegungen vorwärtsgewuchtet, riesige Stoffballen auf gebeugten Rücken durch labyrinthische Gänge ohne Tageslicht getragen. Willkommen in der faszinierend-verstörenden Hölle einer gigantischen Textilfabrik im indischen Gujarat. Hier produzieren Männer und Knaben in Zwölfstundenschichten, von denen sich auch mal drei oder vier mit nur einer Stunde Pause dazwischen aneinanderreihen, Stoffe für den globalen Massenmarkt.

Als Fünfjähriger sei er oft in der Textilfabrik seines Grossvaters umhergeirrt, überwältigt vom Anblick der gigantischen Maschinen, schreibt Rahul Jain, der Regisseur des Dokumentarfilms «Machines». Einige der Männer sollen sich im Verlauf der Dreharbeiten sogar an ihn und seinen Vornamen erinnert haben. Im Gegensatz zu Jain haben viele von ihnen die Fabrik seit ihrer Kindheit kaum noch verlassen. Sie essen zwischen Maschinen aus einem Blechnapf, schrubben ihren Körper, auf dem Boden kauernd, mit Seife und Wasser aus einem Schlauch, schlafen zwischen Stoffballen. Und dösen während der repetitiv-monotonen Arbeitsabläufe mitunter auch mal weg. «Wenn ich zum Fabriktor komme, würde ich am liebsten wieder umkehren und abhauen», sagt ein Junge und blickt direkt in die Kamera. Seine Stimme ist einer der seltenen Unterbrüche im Soundteppich des Films, der geprägt ist vom Zischen, Rattern und Stampfen der Maschinen. Dass er trotzdem nicht umkehrt, rechtfertigt der Junge damit, dass er später einmal die besseren, weniger monotonen Arbeiten verrichten könne, weil er sich bereits als Bub mit den Maschinen vertraut gemacht habe.

Bei den Erwachsenen, die den Regisseur am Ende des Films bedrohlich umringen, tönt es anders: «Du bist nur hergekommen wie all die andern, die uns filmen und sich unsere Probleme anhören – aber tun wirst auch du nichts!»

Machines. Regie: Rahul Jain. Indien/Deutschland/Finnland 2017