Vor allem wer Kinder hat, kennt die Blevita-Biskuits der Migros, die wiederum eine Kopie der Darvida-Biskuits aus dem Coop sind. Das Blevita-Programm wird immer breiter: Neben den Klassikern Dinkel, Thymian-Meersalz Fünfkorn und Tomate-Basilikum gibt es immer mehr Spezialversionen für den Geschmack jeder möglichst kleinsten Feinschmeckergruppe (mit Sauermilch und Schokolade überzogen, mit Zimt, mit feurigem «Alpenchili», mit Gruyère vermischt).

Deshalb ist auch die neue Käseidee FDP Urban so innovativ. Weil die klassische Parkplatz-FDP in den Städten immer ein bisschen weniger gewählt wird, sollen FDP-Stadtparteien enger zusammenarbeiten und eigene Lösungsansätze aufzeigen. Diese sind Velowege, bessere Kinderbetreuung, verdichtetes Wohnen, Minergie oder die Umwerbung der Kreativwirtschaft. Damit ist FDP Urban ein Blevita für die Darviden GLP, GP und SP, beziehungsweise die Partei deckt mit der neuen Stadt-FDP klassische Gutmenschenthemen ab.

Die Linke sollte aufhorchen und an ihre eigene Sortimentserweiterung denken. Warum nicht die ArbeiterInnen, die man angeblich an die SVP verloren hat, mit einer SP Country zurückholen, die den klassischen SP-Groove mit twitternder Rüpelhaftigkeit und Ausländerfeindlichkeit verbindet? Weil die CVP gar nicht wegen des C verliert, sondern wegen des P (Pfister): Warum nicht in urbanen Ballungsräumen eine kommunistische CVP-Filiale eröffnen (CCVP), die der AL einheizte? Und warum lanciert die SVP, die in der Stadt nichts zu melden hat, nicht eine SVP City? Mit ehemaligen SP- und Grünen-PolitikerInnen, die man kraft der eigenen Finanzen den genannten Parteien einfach abkauft? Auch in der Politik ist Markt wie im Fussball möglich: «Corine Mauch wechselt für 7,6 Millionen von der SP zur SVP City.»

Die bisherigen Parteien werden natürlich den Zusatz «Classic» erhalten oder im Fall der CVP den Zusatz «Zero». Die Juso gibt es bald in folgenden Geschmacksrichtungen: Juso Economy (wirtschaftsliberal), Juso Biology (ökoradikal) und Juso Astrology (abergläubisch). Der Name «SP Country» ist natürlich erst ein Arbeitstitel, auf dem freien Politmarkt heisst es dann natürlich traditionell: SP rot, SP blau, SP grün und SP mit Rhabarber. Die SP braun mit Schokoladengeschmack und totaler Blut-und-Boden-Sozialdemokratie rundet das Programm vorerst ab und zeigt die Vielfalt der demokratischen Meinungen der Schweiz. Die SP braun teilt sich den Markt im rechten Politspektrum mit der SVPAFD, der FDP Helvetia, der CVP Popolo und den Grünbraunen.

Die Raiffeisenbank wird unter der neuen Führung von Patrik Gisel das Raiffeisenauto einführen, um die Post mit ihrem Postauto zu konkurrenzieren und auch den Flixbus mit seiner Flixbank, seinem Flixcoop, seiner Flixmigros und seinem Flixaldi. Gerade die Lebensmittelläden werden noch weiter in die Tiefe der Vielfalt dringen. Für Leute, die gerne Äpfel essen, gibt es bald verschiedene Apfel-Geschmacksrichtungen: Bananenapfel, Brotapfel, Fleischapfel, Mineralwasserapfel. Letzterer ist das gleiche Produkt wie Schorle, wird aber bewusst in der Früchteabteilung verkauft. Beim Bananenapfel gibt es die Versionen Bananenapfel «Banane», also ein bananenförmiger Apfel aus Banane, aber auch den Bananenapfel «Apfel», eine apfelförmige Banane aus Apfel. Oder etwas einfacher wären ein Bananenapfel und eine Apfelbanane.

Ein Bananenapfeljoghurt ist natürlich nur mit aufgedrucktem Bild von einem Apfelbananenjoghurt zu unterscheiden. Aber das kann entscheidend sein, denn irgendwann essen, ähnlich wie bei den verschiedenen Rivellas, Fans des Bananenapfels keine Apfelbananen mehr und umgekehrt; ja, die Fans der jeweiligen Früchtefrucht stehen sich feindlich gegenüber, jeder hat den Anspruch auf die echte Kombination von Apfel und Banane.

Konkurrenz macht stark, auch innerhalb der Parteien.

Ruedi Widmer ist Karikaturist und urban in Winterthur.