Abbau bei Agroscope: Zusammenlegen ist dumm

Nr. 12 –

Wer sich für ökologische Landwirtschaft einsetzt, hat öfter Gelegenheit, sich über die Forschung von Agroscope, der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt des Bundes, zu ärgern. Grösstes Ärgernis der letzten Jahre war die «Protected Site» im Reckenholz bei Zürich. Dort wurden seit 2014 mehrere Millionen für den Schutz von Gentechversuchen ausgegeben, obwohl eine überwältigende Mehrheit der Schweizer KonsumentInnen keine Lust auf Gentechfood hat. Lange kannte die Agrarforschung des Bundes nur ein Ziel: Ertragssteigerung ohne Rücksicht auf Verluste. Dazu, dass die Schweiz heute als Biovorreiterland gilt, hat die staatliche Forschung lange wenig beigetragen. Es brauchte Privatpersonen, die in den siebziger Jahren das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) gründeten, damit die Bioforschung überhaupt stattfand.

Bis heute steht Ertragssteigerung bei Agroscope stark im Vordergrund. Trotzdem haben sich die Zeiten geändert. Den meisten AgronomInnen ist inzwischen bewusst, dass die Ressourcen global knapp sind, dass die Kritik an Pestiziden und Massentierhaltung wächst und die Landwirtschaft Antworten auf all dies braucht. Agroscope forscht heute über nachhaltige Milchproduktion genauso wie über die Züchtung robuster Apfelsorten und die Burn-out-Prävention auf dem Bauernhof – und arbeitet auch mit dem FiBL zusammen.

Nun will der Bundesrat die Forschung in Posieux FR konzentrieren und die anderen neun Standorte schliessen. Das ist nicht nur eine Provokation für die Angestellten, sondern auch wissenschaftlich dumm – keine Forschung ist so standortabhängig wie Agrarforschung. Ein paar Versuchsfelder in den Regionen zu lassen, genügt nicht. Der wichtigste landwirtschaftliche Rohstoff der Zukunft ist Wissen. Das gilt für den Süden (vgl. «Fühlen Sie sich in Sambia als Linker allein?» ) und den Norden: Mit klug eingesetztem Wissen lassen sich externe Inputs wie Treibstoff, Kunstdünger und Pestizide radikal reduzieren, lässt sich die Landwirtschaft an ein unberechenbareres Klima anpassen, lassen sich Böden pflegen und Biodiversität erhalten. Viel wichtiger als Technik sind dabei Menschen, die denken.