Fusion Bayer-Monsanto: Noch tiefer in die Abhängigkeit
Die Megafusion kann kommen: Der deutsche Chemiekonzern Bayer darf den US-Agrokonzern Monsanto kaufen. Das US-Justizministerium hat – wie schon die EU-Kommission – dem Deal zugestimmt. EU und USA stellen allerdings Bedingungen: So muss Bayer einen Teil des Saatgut- und Pestizidgeschäfts abstossen. Lachende Dritte ist die alte Konkurrentin BASF, die diese Sparten kaufen kann.
Trotzdem wird der neue Konzern der grösste Anbieter von Saatgut und Pestiziden der Welt. Nach den Fusionen von Syngenta mit Chem China sowie Dow mit Dupont beherrschen noch drei Firmen die beiden lukrativen Märkte. «Durch diese Übernahme verstärkt sich die Lobbymacht in der EU für eine chemie- und gentechnikbasierte Landwirtschaft», kritisiert Silva Lieberherr von Multiwatch. Damit wird die Welt immer abhängiger von wenigen Konzernen. Besonders dramatisch ist es beim Saatgut. Noch vor wenigen Jahrzehnten sahen viele Staaten die Nutzpflanzenzüchtung als öffentliche Aufgabe – auch die Schweiz. Die hiesigen staatlichen Forschungsanstalten (heute Agroscope) waren bekannt für ihre gute Züchtungsarbeit. Doch dann überliessen die Staaten die Züchtung immer mehr den Privaten. Für KMUs lohnt sie sich kaum noch (siehe WOZ Nr. 13/2016 ). So züchten bald nur noch Grosskonzerne.
So bestimmen sie, was aufs Feld und schliesslich auf den Tisch kommt. So nimmt die ökologische und kulinarische Vielfalt ab, die Anpassung an veränderte Umweltbedingungen wird schwieriger. In den letzten Jahren haben Agrokonzerne zudem begonnen, Patentansprüche auch auf Pflanzeneigenschaften zu erheben, die nicht durch Gentechnik entstanden sind. So erschweren sie kleineren Konkurrenten die Arbeit – und wenn es zu Rechtsstreiten kommt, haben sie immer die teureren AnwältInnen.
Das nächste Megabusiness entsteht gerade: Bayer wie auch Monsanto investieren in «digital farming», Robotik und Sensortechnik, die alles messen vom Wetter über die Nährstoffe im Boden bis zu den Kaubewegungen der Kuh – und eine Menge Daten sammeln. Vermehrt arbeiten Agrochemiekonzerne, Landmaschinenhersteller und Techfirmen wie Google zusammen. Welche Folgen Big Data in einer derart essenziellen Branche hat, lässt sich noch nicht einmal erahnen.
KritikerInnen des Deals rufen zum «March against Syngenta and Monsanto» am 19. Mai 2018 in Basel auf.