Frankreich: Terroristische Antidschihadisten

Nr. 26 –

Am Wochenende haben französische Behörden bei landesweiten Razzien zehn Personen festgenommen, die Terroranschläge geplant haben sollen; bei den Verdächtigen handelt es sich aber nicht etwa um Mitglieder einer islamistischen Zelle, sondern eines rechtsextremen Netzwerks. Eine Gruppe mit dem Namen Action des Forces Opérationnelles soll demnach Attacken auf in Frankreich lebende MuslimInnen geplant haben, etwa auf verschleierte Frauen oder aus der Haft entlassene Islamisten; damit wollten sich die Rechtsextremen für die dschihadistischen Attentate der vergangenen Jahre – unter anderem diejenigen vom November 2015 – «rächen».

Bei den Razzien wurden Waffen sichergestellt; einer der Verdächtigen betrieb in seiner Wohnung zudem ein Labor zur Herstellung von Sprengstoff. Als Kopf der Gruppe gilt ein 65 Jahre alter pensionierter Polizist, der sich vor einigen Jahren für den Front National engagierte.

Die RechtsterroristInnen präsentieren sich selbst auf einer martialischen Website, die nach wie vor online ist und den Titel «Guerre de France» trägt. Auf der Seite werden hemmungslos Gewaltfantasien gepflegt: So ist dort eine apokalyptisch anmutende Fotomontage zu sehen, die ein militärisches Gefecht rund um den Pariser Eiffelturm zeigt. Zudem werden «Bürgersoldaten» mit rechtsradikalen Literaturtipps und Hinweisen zum Gebrauch von Schusswaffen versorgt, um sich so auf den «Kampf ums nationale Territorium» vorzubereiten.

Solche Bürgerkriegsfantasien sind im rechtsextremen Milieu weitverbreitet; Ideologen wie der Autor Renaud Camus («Der grosse Austausch») behaupten seit Jahren, muslimische EinwanderInnen kämen in der geheimen Absicht nach Europa, die dort lebende Bevölkerung zu verdrängen; diese Verschwörungstheorie ist auch einer der Eckpfeiler im Glaubensbekenntnis der sogenannten Identitären Bewegung. Die islamfeindliche Propaganda fällt auf fruchtbaren Boden: Schon 2017 hatten Rechtsextreme in Frankreich für Schlagzeilen gesorgt, weil sie Anschläge geplant haben sollen – unter anderem auf den Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon.