Pop: Auferstehung mit Kampfansage

Nr. 38 –

Dilly Dally wären fast gestorben. Während KritikerInnen noch das Ende 2015 erschienene Debütalbum «Sore» feierten, schien das Punkquartett aus Toronto immer mehr auseinanderzubrechen. Das Feuer, das in der Leadsingle «Desire» besungen worden war, war ausgebrannt. «Sore» hatte bei der Band ganz wortwörtlich eine Wunde hinterlassen, eine, die tödlich schien.

Die Nahtoderfahrung war es aber, die die Band um Sängerin und Gitarristin Katie Monks aufschrecken und auferstehen liess. Aus diesem Moment ist die zweite Platte von Dilly Dally entstanden: «Heaven». Bereits der erste Track macht klar: Sie hat Tiefgang. In «I Feel Free» singt Monks über den Neuanfang, bittet ihre Bandmitglieder, hinter sich zu lassen, was war. Dabei wechselt sie geschickt zwischen einem sanften Flüstern und ihrem unverkennbaren rasiermesserscharfen Gesang. Was mit schüchterner Melancholie beginnt, wird durch Gitarren, Bass und energisches Schlagzeug schnell zum hoffnungsvollen Ohrwurm in Midtempo.

Doch so leicht fällt ihnen die Auferstehung dann doch nicht. Bereits der nächste Song, «Doom», ist ein bedrohlich, aber kämpferisch klingendes Untergangsepos mit Metalvibes. Dann schalten Dilly Dally mit «Believe» schon wieder einen Gang zurück. Dieses Auf und Ab zieht sich durch das ganze Album, bevor die Band am Schluss im «Heaven» landet. Mal werden nüchtern Tatsachen und schlechte Gewohnheiten abgehandelt, mal Vergangenes betrauert, dann wieder aus voller Kehle Hoffnungen und Träume besungen. Monks Stimme liefert dabei die volle Bandbreite, mal mit Unterstützung eines fetten Bandsounds, dann wieder fast nackt.

«Heaven» ist gespickt mit aufmunternden Botschaften – «Believe in yourself» lautet eine von ihnen. Damit scheint Monks vor allem sich selber und ihre Band zu meinen. Man wünscht sich, dass sich Dilly Dally diesen Ratschlag nun etwas mehr zu Herzen nehmen. Wobei: Musikalisch hat ihnen der zwischenzeitliche Absturz gar nicht so schlecht getan.

Dilly Dally: Heaven. Partisan Records. 2018