Neues aus der Wissenschaft: Ganz schön skrupellos

Nr. 13 –

Geneigte LeserInnen dieser Rubrik wissen: Um die Ethik in der Forschung steht es nicht immer zum Besten. Zahlreiche WissenschaftlerInnen haben das mittlerweile erkannt – Stichwort Tierforschung –, manche reagieren mit umso grösserer moralischer Empörung gegen Ausscherende wie He Jiankui, der menschliche Embryonen gentechnisch veränderte. Namentlich ausserhalb der Labors scheint das ethische Bewusstsein mitunter aber krass unterentwickelt. Wobei, vielleicht gehört es ja zum Anforderungsprofil einer privaten Wirtschaftshochschule, dass man die ethischen Implikationen seines Tuns vorzugsweise ausblendet. In diesem Fall müssen wir Frau Professor Linda Schnorbus von der Internationalen Hochschule IUBH natürlich gratulieren. Sie hat zusammen mit ihren Studierenden ein Vermarktungskonzept für Billigflüge entwickelt.

Das Konzept basiert auf einer Reihe bahnbrechender Erkenntnisse, die Schnorbus dank der Kooperation mit der Flugticket-App «Let’s Yalla» gewann, die selbstredend auch gleich das Erkenntnisziel vorgab: die Zielgruppe von Last-Minute-Flügen noch besser anzusprechen. Hätten Sies geahnt? Die typischen Last-Minute-BucherInnen sind jung, onlineaffin und notorisch knapp bei Kasse. Sie lassen sich «vornehmlich online sowie über Freunde und Bekannte und soziale Netzwerke zu neuen Reisen inspirieren», die bevorzugt nach London, Barcelona oder Lissabon führen – bloss darf das nicht mehr als hundert Euro kosten. Und wie wohl verführt man so jemanden am besten zum Buchen? Natürlich mit «Anzeigen über Facebook oder Youtube, Influencer-Marketing» sowie, quasi das Zückerchen der Erkenntnis, einem «Gewinnspiel in den sozialen Medien».

Fröhlich geht die Wissenschaft (und mit ihr die Welt) zugrunde, wenn es mittlerweile sogar fürs Billigfliegen akademische Kreditpunkte gibt.

Das Start-up hinter der App ist übrigens – man könnte auch sagen: immerhin – «haftungsbeschränkt».