Artenschutz: «Verhaltensauffällige» Tiere zum Abschuss freigegeben

Nr. 15 –

Im Anfang war der Wolf. Geht es nach der Umweltkommission des Nationalrats, könnten nun aber wegen einiger gerissener Schafe gleich auch noch viele andere schöne Tiere daran glauben müssen (ausgenommen die vom unmittelbaren Aussterben bedrohten Luchse und Biber, die zuvor der Ständerat ebenfalls auf die Abschussliste gesetzt hatte). Kurz: Geschützte Tierarten sollen mit der Revision des Jagdgesetzes künftig einfacher abgeschossen werden dürfen – selbst dann, wenn die Tiere zuvor keinerlei Schäden verursacht hätten. Das heisst, dass jederzeit auch gegen «verhaltensauffällige» Tiere vorgegangen werden könnte. So etwa würde auch ein Wolf oder ein Fuchs jederzeit jagdbar. Auch sollen im Vorfeld keine Massnahmen zur Schadensprävention mehr ergriffen werden müssen, um geschützte Tiere abschiessen zu können. Ausserdem will die Kommission, dass die Kantone ohne Zustimmung des Bundes darüber entscheiden können, ob geschützte Tierarten zum Abschuss freigegeben werden dürfen. Derweil soll der Bundesrat jederzeit und ohne Mitsprache des Parlaments die Liste der «regulierbaren» Arten erweitern können – zum Beispiel auf Luchse, Biber, Bären oder Höckerschwäne. Und schliesslich sollen Entscheide der kantonalen Jagdbehörden nicht mehr angefochten werden können.

In einer gemeinsamen Medienmitteilung schreiben WWF, Birdlife und Pro Natura von einem «inakzeptablen Abschussgesetz»: Während in der Schweiz «das Artensterben ungebremst voranschreitet», sei der Schutz der betroffenen Tiere «umso dringlicher geworden». Auch die Grünen kritisieren den Entscheid der Kommission: Indem sie «Abschüsse auf Vorrat» erlauben wolle, also bereits bei wahrscheinlichen und nicht erst bei tatsächlichen Schäden, werde der eigentliche Sinn des Jagdgesetzes, der Schutz der bedrohten Tierarten, ins Gegenteil verkehrt.

Die Umweltschutzorganisationen, darunter auch die Gruppe Wolf Schweiz, drohen schon jetzt mit einem Referendum. Also noch bevor die Vorlage im Juni im Nationalrat behandelt wird – und die neue Jagdsaison beginnt.