USA und Nordkorea: Trump ist nicht Reagan

Nr. 27 –

Würde Symbolpolitik Wahlen entscheiden, wäre US-Präsident Donald Trump nach seinem «historischen Schritt» auf nordkoreanisches Territorium eine zweite Amtszeit schon jetzt so gut wie sicher. Und würde Trump bis 2024 dann tatsächlich den seit 66 Jahren ausstehenden Friedensvertrag nicht nur zwischen Süd- und Nordkorea, sondern vor allem auch zwischen den USA und China ermöglichen und damit endlich die grösste und gefährlichste Altlast des Kalten Krieges abräumen, dann hätte er gar Aussicht auf den Friedensnobelpreis.

Doch die Hoffnung des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in, Donald Trumps gemeinsame Grenzüberschreitung mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un habe «den Start einer Ära des Friedens» eingeleitet, die dann auch zu einer Einstellung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms führen werde, dürfte sich als Illusion erweisen. Trump hat keine erfolgversprechende politische oder diplomatische Strategie, andere Staaten zur Aufgabe militärischer Nuklearprogramme zu veranlassen. Das beweisen seine beiden ersten, in der Substanz völlig ergebnislosen Treffen mit Kim Jong-un genauso wie sein Umgang mit dem Iran.

Die verlässliche Aufgabe des nordkoreanischen Atomprogramms wird ohne ein Ende der militärischen US-Präsenz in Südkorea nicht zu haben sein. Aber Trump ist von Sicherheitsberater John Bolton über Aussenminister Mike Pompeo bis hin zu seinem Vizepräsidenten Mike Pence von kriegsbereiten Scharfmachern und gefährlichen Ideologen umgeben, die jegliches Entgegenkommen der USA ausschliessen.

Das unterscheidet Trump von seinem Vorgänger und dem sehr viel besseren Schauspieler Ronald Reagan: Als dieser 1986 seinem sowjetischen Gegenüber Michail Gorbatschow die Verschrottung aller atomaren Kurz- und Mittelstreckenraketen vorschlug, wurde er von seinen entsetzten Beratern zwar zunächst noch zurückgepfiffen. Ein Jahr später aber wurde Reagans Vorschlag Realität, als das INF-Abkommen in Kraft trat.

Dieses wird derzeit von der Trump-Regierung ebenso mutwillig zerstört wie das Nuklearabkommen mit dem Iran. Warum sollte sich Nordkorea ausgerechnet in dieser Situation auf ein Abkommen mit den USA einlassen?