LeserInnenbriefe
Geteilte Einschätzung
«Der linke Wahlsieg: Ein Signal für Europa» und «Der Bundesrat: Cassis muss weg!» , WOZ Nr. 43/2019
Der Wahlkommentar von Anna Jikhareva ist sehr gut. Ich teile vor allem auch ihre Einschätzungen zur Bedeutung des SVP-Einbruchs und deren Vorbildrolle für Europas Rechte sowie ihre Einschätzung der SP im Vergleich mit Europas Schwesterparteien und zur Notwendigkeit der sozialen Absicherung. Hier hat die SP die gebotene Wahlkampfchance zu wenig genutzt und ihre Leistungen und Forderungen zu Rente und Krankenkassenprämien nicht offensiv thematisiert. So erkläre ich mir die ärgerlichen Verluste, vor allem in Bern und Zürich. Die Linke ist nun zwar erfreulich gestärkt, das Rot darin hingegen geschwächt und damit auch die soziale Absicherung.
Die Bundesratsanalyse von Kaspar Surber teile ich auch. Sie deckt sich mit Äusserungen von Christian Levrat dazu. Ehrlich und logisch, aber kurzfristig nicht realisierbar. Deshalb ist das für die Wählerinnen und Wähler an der Basis theoretische Kulissenschieberei. Die Leute erwarten jetzt meines Erachtens von der Linken in erster Linie, dass sie die zu tiefen Renten und die Prämienlast thematisiert.
Danke für die wöchentlich sehr gute Zeitung.
Rolf Zimmermann, Bern
Einfacher Lebensstil
«Schifffahrt: Stürmische Tage auf dem roten Koloss», WOZ Nr. 43/2019
Nach dem Lesen des meines Erachtens sehr gelungenen Artikels zur Frachtschifffahrt verspüre ich ein Bedürfnis, etwas anzufügen. Wenn ich sehe, wie unser Konsum und somit auch die Warenströme stetig wachsen, fühle ich mich angeregt, dem entgegenzuhalten. Mit der grundsätzlichen Frage, wie wir leben wollen, zeigt das Konzept der Suffizienz Möglichkeiten und Chancen für ein zufriedenes Leben auf. Wenn es uns gelänge, uns wieder auf die wesentlichen Dinge wie Essen, Wohnen, Leben und soziale Kontakte zu fokussieren (das gute und einfache Leben), würden viele Produkte und somit Transporte überflüssig. Wenn ich mir dann trotzdem einen Luxus wie zum Beispiel Kaffee gönnen möchte (womit schon klar wird, dass es der Pappbecher am Bahnhof nicht sein kann), so bleiben mir mit diesem einfachen Lebensstil eher finanzielle Mittel, um mir einen Kaffee zu leisten, der den Menschen, die ihn produzieren, transportieren und verkaufen, ebenfalls dieses gute und einfache Leben ermöglicht. Dies gelingt beispielsweise der Teikei-Coffee-Gemeinschaft, indem sie ihren Demeter-Kaffee per Segelschiff nach Europa bringt.
Matthias Schneider, per E-Mail
Politische Gründe
«Schule: Stolpernd ins digitale Zeitalter», WOZ Nr. 44/2019
Über den Artikel kann man geteilter Meinung sein, aber der folgende Satz scheint mir schlicht falsch: «Ein Grossprojekt der Stadt München, bei dem die gesamte IT-Umgebung der Stadtverwaltung auf Open Source umgestellt werden sollte, wurde nach einer längeren Pannenserie unterdessen erfolglos aufgegeben.» Das Projekt ist aus politischen Gründen abgebrochen worden und nicht wegen einer längeren Pannenserie.
Sandro Sabatini, per E-Mail
Anmerkung der Redaktion: Letztlich waren tatsächlich politische Gründe für den Abbruch des Open-Source-Projekts in München massgebend. Es gab aber durchaus Schwierigkeiten bei der Umsetzung, wobei dafür keineswegs die Open-Source-Software alleine verantwortlich war, sondern auch schlecht organisierte städtische IT-Abteilungen. Wir bitten für diese Ungenauigkeit um Entschuldigung.