LeserInnenbriefe

Nr. 49 –

Langweilige Sportjournaille

«Vladimir Petkovic: Ist er schlicht zu gut?», WOZ Nr. 48/2019

Danke, Adrian Riklin, und danke, WOZ! Endlich schafft es ein Journalist, Fragen zu stellen. Fragen zu jenen Fussballberichterstattern, die bei ihrer Schreibe über die Auftritte der Fussballnationalmannschaft und ihres Trainers, trotz guter bis sehr guter Leistungen auf dem Platz, nichts anderes hervorbringen als Schmähreden gegen Vladimir Petkovic, gegen seinen Kommunikationsstil.

Sie wirken nur noch langweilig, die Journalisten von «Blick» und «Tages-Anzeiger», allen voran Thomas Schifferle, der in jedem seiner Berichte krampfhaft sucht, was er am Auftritt, am Stil und an den Worten von Vladimir Petkovic kritisieren könnte. Was Petkovic mit seinem Team jedoch auf dem Rasen bietet, nehmen sie nicht wahr, oder sie wollen es gar nicht wahrnehmen. Er riskiert etwas. Und ja, er sucht den Offensivfussball, wie es Adrian Riklin schreibt. Und Petkovic hat in seiner Laufbahn bisher neue Namen und mehrere junge Spieler ins Team eingebaut, die hervorragende Arbeit leisten. Und seine Kommunikation ist genau richtig. Er sagt das, was er als notwendig und richtig erachtet, nicht mehr und nicht weniger. Er hat dafür seinen eigenen Stil: knapp, präzis. Und er schweigt ganz bewusst, wenn er eine Frage daneben oder nicht der Sache dienend findet. Ich hoffe sehr, dass Vladimir Petkovic noch etwas dabei bleibt, auch als Trainer.

René Regenass, Luzern

Bombige Pensionskasse

«LeserInnenbrief: Kein Ton zu Krieg und Waffen», WOZ Nr. 48/2019

Ein Grund, warum man keinen «Ton zu Krieg und Waffen» in der Klimabewegung hört, ist vielleicht, dass dieses Thema aus dem Pariser Klimaabkommen ausgeklammert wurde. Dieses Tabu ist wichtig. Denn Viola Amherd, die Schweizer Kriegsministerin, darf durch Klimaspinner nicht gestört werden, wenn sie jetzt die Ausgaben für unsere unnütze Armee erhöhen will und neue Spielzeuge, Kampfjets, kaufen will. Auch Deutschland, das auch in Ländern weit hinter der Türkei wieder einmal den Frieden sichert, Menschen tötet, darf nicht durch hirnlose Klimaaktivisten à la Greta daran gehindert werden, die Militärausgaben zu erhöhen, wie es der Vormund Deutschlands, die USA, verlangen. Trump erhöht die Militärausgaben sowieso. Schweizer Fonds investieren neun Milliarden in den Rüstungssektor, wie kürzlich in der «GSoA-Zitig» zu lesen war. Solche Investitionen kommen auch meiner SBB-Pensionskasse zugute, die auch in Firmen investiert, die Atombomben herstellen.

Heinrich Frei, Zürich

Der Krieg auf dem Sofa

«Protestbewegungen: Die Kinder der Krise», WOZ Nr. 46/2019

Wir hören viel von den Protesten, die zurzeit rund um den Erdball stattfinden, und über ihre Gemeinsamkeit: die digitale Vernetzung. Die sozialen Medien bringen noch eine weitere Dimension mit sich: Wer nicht teilnimmt, bekommt die Geschehnisse durch das Mobiltelefon in allen Details mit – vom Sofa aus. Ich erlebe es zurzeit, denn wir haben Angehörige in Chile. Seit Tagen, seit Wochen sind die Hintergrundgeräusche zu Hause nicht das Radio, sondern abwechslungsweise rhythmisches Pfannenschlagen, Schüsse, Protestlieder, Schreie, dann wieder die formellen Stimmen von PolitikerInnen, die von wutentbrannten BürgerInnen, von RechtsexpertInnen. Ich sehe ungefiltert Videos, die von Protestierenden gemacht werden, von tanzenden Demonstrierenden, von Polizisten, die Protestierenden in die Augen schiessen, von Menschenrechtsverletzungen aller Art – ich sehe mit eigenen Augen Dinge, die ich nur als Krieg bezeichnen kann. Die Facebook-Blase bringt, was wir sehen möchten, in einer sonderlichen Mischung: Auf Analyse folgt Protestpunk, folgen demaskierte Fake News, folgt Meme, folgen persönliche Erlebnisse von Bekannten. Der Krieg auf dem Sofa dauert bis spätabends, in der Nacht herrscht seltsame Waffenruhe, am Morgen gleich nach dem Wecker geht der Krieg weiter, bis das Arbeiten beginnt.

Wie viele Menschen in der Schweiz haben Krieg auf dem Sofa? Wie viele haben Angehörige in anderen Ländern und suchen in den sozialen Medien gierig nach Informationen? Wie viele wohl schauen im Tram um sich und denken: Warum schaut ihr alle so ruhig, wisst ihr denn von nichts? Und wie viele wohl lesen zurzeit die SDA-basierten Artikel der grossen Tageszeitungen und sind schockiert, wenn in einem einzigen Satz grausam zusammengefasst wird, was sie sich nun in allen Einzelheiten vorstellen können: «Es kam zu gewaltsamen Zusammenstössen.»

Ursula Galliker, Schlieren

Grosser Applaus!

«wobei», Nr. 6/19

Diesmal gebührt euch ein ganz grosser Applaus. Schade, fehlt mir das Geld, um das neuste «wobei» als Beilage zur NZZ und zum «Tages-Anzeiger» zu finanzieren. Das Tolle an eurer Geschichte ist, dass die WOZ die Schliessung der NZZ-Druckerei nicht nur als Aktualität beschrieben hat, sondern mit Ursula Häne vor Ort war und jetzt, vier Jahre später, diese wunderbar bebilderte Reportage präsentieren kann.

Yvonne Lenzlinger, Winterthur