Wichtig zu wissen: Der erfolgreichste Nichtstuer
Ruedi Widmer über die Bronx, die Göre und Ignoranzio Cassis
«Siri, kannst du mir die Telefonnummer von Onkel Hermann suchen?» – «Siri, unterhalte mich»: Alltag in Sirien.
Ignoranzio Cassis ist der Star unter den Nichtstuern. Keiner von ihnen hat es je in den Bundesrat geschafft. Die Campingplätze, die Herumlungereien, die Fernsehschlafsofas, die Chill-out-Clubs, die Stammtische, alle haben dem Tessiner die Daumen gedrückt. Er hat Regulatorin Rytz (CO2 runter, Staatsquote rauf!) geschlagen, diese Botschafterin des schlechten Gewissens, die man in den Selbsthilfegruppen, in den Besorgnisforen, den Körnlipickereien und den Naturschutzvereinen als die Hoffnung betrachtete.
Greta Thunberg wird von vielen ihr feindlich gesinnten Männern «Göre» genannt, ein altmodisches Wort, das man noch nie so oft hörte und das in dieser Kombination plötzlich schwedisch klingt. Ikea hat sicher auch eine Vase namens Göre im Angebot. Überhaupt gilt die Klimaaktivistin im Onlinezirkus auch als «die Sechzehnjährige». Das dürfte so bleiben, auch wenn sie siebzehn wird. Das Alter des US-Präsidenten Trump ist hingegen kaum ein Thema. Es ist nie vom «72-Jährigen» zu lesen. Das thunbergsche «Sechzehnjährige» zielt auch darauf ab, ihr Kompetenz abzusprechen. Umgekehrt handeln die Trump-HasserInnen ebenso unbeholfen, indem sie seine orange Hautfarbe kritisieren. Man kann aber durchaus mit oranger Haut erfolgreich sein, wie gerade die Mandarine beweist, die sich dieser Tage in ein gutes Licht zu rücken versucht. Die «Washington Post» berichtete unter Berufung auf Mitarbeitende im Weissen Haus übrigens gerade, dass nicht «das Licht» (Donald Trump) den orangen Teint ins Gesicht des Präsidenten zaubert, sondern ein Abdeckstift des Schweizer Herstellers «Bronx Colors – Urban Cosmetics» aus Hünenberg im Kanton Zug. Dabei wendet Trump nach Angaben von Isabelle von Känel von der Herstellerfirma das Produkt falsch an (statt unter den Augen über das ganze Gesicht). Wenigstens ist Bronx Colors ein passender Name für einen New Yorker, der wie ein Orang-Utan aussieht. Der Zoo von New York ist nämlich in der Bronx.
Fakultative Zwischenbemerkung: Island steht zu Israel wie Irland zu Irsael.
Ich schätze Korrektorate. Die besten im deutschen Sprachraum sind jene der WOZ und der «Titanic». Die sehen jedes Strichlein. Deshalb hat die Satirezeitschrift auf den Abdruck meines Witzes «Ist der neue SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans der Bruder von Fritz Walter-Stadion?» verzichtet, denn zwischen «Fritz» und «Walter» braucht es im seriösen Deutsch eigentlich einen Bindestrich, was den Witz schmälert, wie die «Titanic»-Rechtschreibeabteilung korrekt anmerkte.
Weil ich hier aber über diese Episode schreibe, muss mir das WOZ-Korrektorat den zitierten Fehler durchgehen lassen. So ist der Witz doch noch irgendwo gedruckt. Das Fritz-Walter-Stadion befindet sich übrigens in Kaiserslautern.
Russland wird wegen Doping vom Weltsport ausgeschlossen. Nun bleibt dem Land nur noch die Teilnahme an den Doping-Pong-Wettbewerben. Oder man macht Doping einfach von einem Verbrechen zu einer Sportart: Schliessling (Korrektorat: bitte belassen) gibt es im Sport viele solcher Worte, die an Ortschaftsnamen in Bayern gemahnen: Racing, Curling oder Carving. Na ja, das sieht doch etwas zu englisch aus für Bayern. Bayerisch schriebe man es Reissing, Gärling, Karfing. Gibt es die «Weltwoche» eigentlich noch? KeineR ihrer MitarbeiterInnen arbeitet mehr dort, sondern bei der NZZ, der «SonntagsZeitung», dem «Tages-Anzeiger» oder im «Sphères».
Ueli Maurer traf im Präsidialjahr 2019 Donald Trump, Xi Jinping, König Salman und The Real US-Präsident Wladimir Putin. Salman erhielt als Mitbringsel von ihm ein Sackmesser für Botschaftseinsätze und Trump also eine weitere Ration oranger Kosmetikstifte.
Der 47-Jährige ist Cartoonist in Winterthur und heisst Ruedi Widmer.