Antidiskriminierung: Erfreulicher Schritt nach vorne
Fürs Erste ist es beruhigend: Über 63 Prozent der Stimmenden haben am Sonntag Ja dazu gesagt, dass neben rassistischen Äusserungen nun auch die öffentliche Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung strafbar wird. Dabei müsste es längst selbstverständlich sein, dass Menschen, deren Sexualleben nicht der Heteronormativität entspricht, ihre Zweisamkeit ebenso unbekümmert zeigen können wie andere Paare. Dass auch manche Betroffene die erweiterte Strafnorm ablehnten, weil sie eine besondere Schutzwürdigkeit betone und Schwule und Lesben so als Minderheiten und nicht als gleichgestellt behandle, ist zwar gut nachvollziehbar; doch da auch knapp achtzig Jahre nach der Entkriminalisierung von Homosexualität in der Schweiz manche Kreise noch immer Ablehnung oder gar Hass gegen gleichgeschlechtlich orientierte Menschen pflegen und ausagieren, braucht es juristische Klarheit. Bedauerlich ist lediglich, dass der Schutz von Transmenschen nicht miteinbezogen wurde.
Wer gegen die neue Strafnorm kämpfte, argumentierte damit, die eigene Meinungsfreiheit würde eingeschränkt. Schleierhaft blieb dabei, weshalb manche Menschen solchen Wert darauf legen, öffentlich und frei gegen Schwule und Lesben hetzen zu dürfen. Und wenn christlich gesinnte ältere Damen und Herren in TV-Diskussionen wortreich ihre bedrohte Meinungsfreiheit einforderten, entbehrte die Vorstellung, wie sie daran gehindert werden müssen, im Dorfzentrum laut boshafte Schwulenwitze zu erzählen, nicht der Komik. Nur in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Schwyz sowie im Oberwallis will eine Mehrheit vorerst an dem festhalten, was sie sich unter Meinungsfreiheit vorstellt.
Als Nächstes steht die Ehe für alle zur Debatte und damit auch die Möglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare, Kinder zu haben. Laut einer Umfrage von GFS-Zürich wird zumindest die Ehe für alle von achtzig Prozent der Bevölkerung befürwortet. Sollte also nur schon ein Teil dieses hohen Prozentsatzes auch auf dem Stimmzettel zu seiner Meinung stehen, wären das erfreuliche Aussichten.