Neues aus der Wissenschaft: Tod aus dritter Hand

Nr. 11 –

Sind Sie sicher, dass der Kinostart des neuen James-Bond-Films «No Time to Die» wegen des Coronavirus von April auf November verschoben wird? Es gibt nämlich noch ganz andere Gründe, weshalb ein Kinobesuch Ihre Gesundheit gefährden kann. Das zeigt eine eben veröffentlichte Studie des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Universität Yale.

«Bei Tests unter realen Bedingungen konnten wir feststellen», so Studienautor Drew Gentner, dass Personen, die vor dem Betreten des Kinosaals der untersuchten Seuchenquelle ausgesetzt waren, «konzentrierte Emissionen gefährlicher Gase abgaben». Dabei handelt es sich um flüchtige organische Verbindungen, für die es «keinen Schwellenwert gibt, unter dem sie harmlos wären», wie es in der Pressemitteilung heisst. Sie werden von kontaminierten Oberflächen wie Kleidern, Haut, ja sogar Möbeln und Wänden in die Luft abgegeben. Dort zumindest haben sie die Forschenden mittels verschiedener Messmethoden im Kinosaal nachgewiesen. Gentner warnt: «In schlecht belüfteten Räumen wie beispielsweise Autos, Bars, Zügen oder Wohnungen werden die gefährlichen Emissionen vermutlich noch höher sein.»

Selbst in den eigenen vier Wänden ist man also nicht vor ihnen geschützt! Da nützt auch soziale Distanzierung nichts mehr. Und wer könnte garantieren, dass das Zeug sich nicht auf den gehamsterten Erbsli-Dosen abgelagert hat, die monatelang im Ladengestell dahingedämmert hatten, bevor sie zu Hause in den Vorratsschrank gestopft wurden?

Im Gegensatz zum Coronavirus ist immerhin klar, wie der Seuche der Garaus gemacht werden könnte: indem man die Quelle der Emissionen verbietet und ihre Restbestände vernichtet. Aber da ist es wohl realistischer, auf einen Impfstoff gegen das Coronavirus zu warten. Denn bei den gefährlichen Gasen handelt es sich um «third-hand smoke» – Teer- und Nikotinablagerungen aus Tabakrauch.

Wie sagte schon Peter Sellers: «Der moderne Mensch kennt offenbar kein höheres Ziel, als gesund zu sterben.»