Serie: Neue Kapitalverbrechen
Wie viel Finanzplatz verträgt eine fiktionale Serie? Was in der zweiten Staffel von «Bad Banks» sofort auffällt: Die junge Investmentbankerin Jana Liekam (Paula Beer) und ihr Team sind seltener im langweiligen Grossraumbüro hinter ihren Computern anzutreffen als noch in den ersten Folgen. Das «Panoptikum der Gestörten», wie die FAZ den harten Kern rund um Liekam treffend nannte, versammelt sich stattdessen in den weissen Waben des sogenannten Inkubators, den man effektvoll ins Bankgebäude hineingebaut hat. Oder dann gleich in der gemeinsamen Edel-WG oder einer schick abgeranzten Berliner Villa – «Ist das Kunst oder kann ich hier sitzen?» –, wo junge Hackerinnen und andere alternative Start-up-Mechaniker für das nächste grosse Ding abgeworben werden.
Klar ist: Der dreckige Finanzplatz soll nun wenigstens zum Schein auf grün und nachhaltig gepolt werden, was nicht nur politische Trends widerspiegelt, sondern auch Sühneaktion ist. Zum Ende der ersten Staffel ist den amphetamingesteuerten Damen und Herren ihre wundersame Geldvermehrung mittels Schrottpapieren und anderen krummen Deals heftig um die Ohren geflogen. Die einen Investmentstars sitzen in U-Haft, die anderen versuchen nun eben, mit sozial- und umweltverträglichen Fonds reich zu werden. Man will also vom schlechten Image wegkommen – und landet doch wieder beim alten Dreck, der in Gold verwandelt werden muss.
«Bad Banks» zeigt, wie das alles die menschlichen Seelen und Beziehungen kaputtmacht, und gibt uns so einen recht ganzheitlichen, wenn auch fiktional übersteuerten Einblick in die rücksichtslose Finanzbranche, die wie ein Chamäleon mit dem Zeitgeist die Farbe wechselt. Die alte Garde, allen voran Christelle Leblanc (Désirée Nosbusch), entwickelt dabei weiterhin viel Energie, um die nächste Generation in Schach zu halten. Mit wohligen Schauern verfolgt man all die erpresserischen Spielchen, bei denen jede Schwäche des Gegenübers gnadenlos zur Waffe umfunktioniert wird.
Beide Staffeln «Bad Banks» sind auf DVD erhältlich.