Wichtig zu wissen: Flatten the Wespensommer

Nr. 16 –

Ruedi Widmer über Fussball, Haare und 5G

Das auch nach vielen Wochen immer noch neuartige Coronavirus wird nun langsam als gutartiges Coronavirus wahrgenommen: Die Bevölkerung wird nach der Handvoll neuartiger Begriffe wie «Social Distancing», «Händewaschen», «Lockdown», «Flatten the Curve» und «Risikogruppe» (Letzteres übrigens ein guter Name für eine Funpunkband im Stil der Ärzte oder Toten Hosen) nun nochmals mit einem Begriff traktiert: «Desaster Fatigue».

Damit ist die abnehmende Angst vor dem Coronavirus gemeint, die Europas Lockdown-TeilnehmerInnen leichtsinnig und kontaktfreudig macht. Man hat nun genug lang Angst gehabt, deshalb muss wieder eine neue Seuche durchs Dorf getrieben werden – die Seuche «Es ist doch eigentlich gar nichts da». Das ist wohl auch das Bedürfnis nach einer Dosiserhöhung, damit man die Krise wieder spürt; zum Beispiel Corona plus gleichzeitig Wirbelstürme oder Corona plus gleichzeitig ein Atomleck. Wenn beim Klimawandel die Angst auch bereits nach fünf Wochen aufhört, dann … na ja, das ist ja schon lange geschehen.

Nach dem Erfolg von «Lockdown» kommt im Herbst «Lockdown 2» in die Heimkinos. Die Dreharbeiten haben schon begonnen. So viel sei verraten: Publikumsliebling Daniel Koch spielt weiterhin Daniel Koch, Alain Berset Bundesrat Berset; Bundesrat Maurer hat hingegen andere Verpflichtungen und keine Lust mehr; er dürfte durch eine ähnlich aussehende Person vertreten werden. Bundespräsidentin Sommaruga wird von der jungen Starpianistin Yuja Wang gespielt; der wachsende Einfluss Chinas ist auch in der Politik spürbar.

Die Grasshoppers gehören nun chinesischen Besitzern. Längerfristig werden die ganzen Schweizer Super- und Challenge-Ligen ins Reich der Mitte verkauft. Der FC St. Gallen wird zum FC Shanghai (Präsident: Matthias Hue Pi), die anderen Vereine heissen neu Young Boys Bijie, FC Baoding, FC Zhoukou, FC Tai’an, Xamax Xuzhou, FC Luojang, FC Xi’an, FC Lu’an, Servette Ganzhou. Dann die zweitklassigen Vereine Grasshoppers Club Zhoukou, FC Whenzou, FC Anqing, Stade Liaocheng-Ouchy, FC Wuhan 1900, FC Liaocheng-Sport, FC Changchun, SC Chengdu, FC Shijiazhuang.

Volksbundesrätin Magdalena Maduro-Blocher der Partei für Dividendenschutz und Menschenhatz, die den Bundesrat für dessen «übertriebene» Massnahmen zugunsten der Risikogruppen kritisiert, umgarnt die zurzeit arbeitslosen selbstständigen Coiffeusen, indem sie ihnen verspricht, 600 000 Schutzmasken zur Verfügung zu stellen, damit diese wieder Lockendown machen können. Das sind nicht mal fünfzig Masken pro Salon. Das ist ähnlich, wie wenn sie eine Million ihrer Milliarden für einen guten Zweck spenden würde: ein winziges Tröpfchen, das sich in der Aerosolwolke verliert und nach 1,5 Metern zu Boden fällt. Dafür erhofft sie sich von dieser Ankündigung natürlich Stimmen für ihre wunderbare Politik der Massenentlassungen. Die Coiffeure benennen dann ihre Salons zum Dank um in «Salon Magdalena» oder «Blochhair».

Ungeachtet der bitteren Realität blüht in den sozialen Medien die frühlingshafte Sehnsucht der Rechten und kritisch denkenden Bauchgefühlsmenschen, Corona sei von 5G ausgelöst worden. Es wird bezweifelt, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird, das ist völlig hirnrissig; nein, da braucht es schon stärkeres Geschütz wie Handyantennen, mit dem die zentrale Instanz irgendwelcher Tiefstaaten die Menschheit umpolen will. Jedes Mal ist man wieder von neuem ergriffen von den enormen Fähigkeiten des menschlichen Geistes. Man sollte die Kreativität dieser Menschen nutzen.

Dabei droht ganz real ein Wespensommer – neben der Atemschutzmaske empfiehlt sich eine komplette Imkerausrüstung für die Badesaison. Des Weitern wird der Sommer sehr trocken. Ein dürrer Sommer mit Menschen mit viel zu vielen Pfunden.

Ruedi Widmer wird noch nicht nach China verkauft, aber es finden Gespräche statt.