Hilfsgelder für Profisport: Ärger über die Lex FC Basel
Der Profisport wird mit neuen Millionenkrediten unterstützt. Doch der Deal wird selbst von den Klubs kritisiert. Was ist schiefgelaufen?
Noch einmal grosser Alarm im Bundesrat. Vergangene Woche setzte Viola Amherd in ihrem Nebenamt als Sportministerin ihren KollegInnen ein mächtiges Rettungspaket für den Profisport vor. Schon im März wurden dafür 50 Millionen gesprochen, nun kommen 350 Millionen Franken an rückzahlungspflichtigen Darlehen obendrauf. Während die Zeit der Notkredite abgelaufen schien, rutschte dieses Paket noch durch.
Allerdings muss das Parlament erst noch seine Zusage erteilen. Und die Kreditbedingungen haben es in sich: Wer sich unter den Schutzschirm begibt, verpflichtet sich, Teile seiner Marketing- und TV-Erträge und der Transfererlöse zur Rückzahlung des Darlehens zu verwenden. Zudem müssen die Löhne um zwanzig Prozent runter. Wenig überraschend sagen die Klubs reihenweise ab. Matthias Hüppi vom Super-League-Tabellenführer FC St. Gallen etwa fürchtet eine «Schuldenwirtschaft». Andreas Mösli, Geschäftsführer des FC Winterthur, spricht von einer «populistischen Alibiübung», da etwa Lohnkürzungen in der Challenge League schnell am Existenzminimum ritzten. Nur ein prominenter Klub freut sich über die Finanzspritze: der FC Basel.
Im kleinen Kreis
Nachgebessert wird aller Kritik zum Trotz nicht. Matthias Remund, Chef des Bundesamts für Sport, sagt: «Hier gibt es keinen Spielraum.» Vermutlich, weil es der einzige politisch mögliche Deal ist. Matthias Aebischer, SP-Nationalrat und Sportlobbyist, hat von Beginn weg am Paket mitgearbeitet. Auf Initiative der Profiligen in Eishockey und Fussball habe man sich zusammengesetzt, um rasch ein zweites Rettungspaket zu schnüren. Mit dabei waren VertreterInnen der grossen politischen Parteien, das Bundesamt für Sport, die Profiligen und Swiss Olympic – eine typische Runde in Zeiten des Notrechts, wo Millionenhilfen im kleinen Kreis erarbeitet werden.
Wichtigste Sorge im Gremium: Wie schafft es der Deal durchs Parlament? Die PolitikerInnen hätten klare Bedingungen für die Kredite verlangt sowie eine Garantie, dass mit dem Steuergeld keine Spitzensaläre bedient werden, sagt Aebischer. Später kam eine Solidarhaftung unter den Klubs hinzu. So soll das Paket mehrheitsfähig werden. Ob und wem es etwas bringt, ist zweitrangig. Selbst Aebischer befürchtet eine Überschuldung der Vereine: «Ich weiss nicht, wie einige Klubs das zurückbezahlen sollen.» Trotzdem sagt er: «Das Paket ist existenziell wichtig.»
Zulasten der Kleinen?
Es soll den Klubs die Angst vor Geisterspielen nehmen. Denn Spiele ohne Publikum bringen hohe Verluste, die durch den Notkredit zumindest kurzfristig gedeckt werden könnten. Der FC Basel etwa rechnet mit 300 000 Franken Kosten pro Spiel – die Ertragsausfälle noch nicht eingerechnet. Deshalb liebäugeln kleine Vereine mit einem Abbruch der Saison. Wer aber in den Europacup strebt und hohe Sponsorengelder bezieht, will fertigspielen. Die Entscheidung der Liga fällt Ende Mai.
Haben die beiden Schweizer Spitzenvereine Young Boys und FC Basel deshalb ihre Interessen zulasten der Kleinen durchgesetzt? Matthias Remund verneint. Der Bund stelle keine Darlehen zur Verfügung, um lediglich zwei Spitzenklubs Planungssicherheit zu geben. Und YB wolle – aus heutiger Sicht – auch gar keinen Bedarf anmelden.
Bleibt noch der FCB. Dessen Kassen leeren sich schnell, die Finanzlage war schon vor der Coronakrise desolat. Während andere Klubs vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, war der Klub mit Unternehmer und Mehrheitsaktionär Bernhard Burgener treibende Kraft für den Grundentwurf des Rettungsschirms. Burgener orientierte sich dabei an persönlichen Erfahrungen aus der Bankenkrise.
Entsprechend zufrieden ist der Klub mit der nun vorliegenden Lösung. Das enge Korsett, das kreditnehmenden Vereinen geschnürt wird, hält FC-Basel-CEO Roland Heri für «normal und gut». Er betont: «Wir würden die Bedingungen akzeptieren, so wie sie sind.» Heri glaubt, die negative Bewertung der Darlehen durch die Konkurrenz ändere sich, wenn die Pandemie noch lange andauere: «Der Fussball und auch alle anderen Grossveranstaltungen werden zu den Letzten gehören, die das Okay für eine Durchführung erhalten.»
Der verlangte Lohnverzicht kommt dem früheren Serienmeister gelegen. Heri sagt: «Zwanzig Prozent Salärreduktion in den nächsten drei Jahren – da wird der FCB sogar noch mehr unternehmen. Verträge wie zu Champions-League-Zeiten sind beim FC Basel nicht mehr möglich.»