Schaffhausen: Immerhin eine kleine Revolution
Bis nach Mitternacht feierten die Schaffhauser GenossInnen am Sonntag einen in zweifacher Hinsicht historischen Wahlerfolg: Nach zwanzig Jahren, in denen die SP nur einen Gnadensitz in der Kantonsregierung innehatte, eroberte sie auf Kosten des Freisinns den zweiten Sitz zurück. Und zum ersten Mal überhaupt werden künftig zwei Frauen in der Stadtregierung amtieren.
Möglich machten diesen Erfolg Patrick Strasser auf Kantonsebene sowie Christine Thommen auf Stadtebene. Die Wahl von Thommen kam allerdings höchstens in ihrer Deutlichkeit etwas überraschend. Thommen übernimmt den Sitz eines zurücktretenden Stadtrats der Alternativen Liste, die ihrerseits auf eine Kandidatur verzichtet hatte. So bleibt die Regierung politisch ausgeglichen zusammengesetzt: 2 SP, 1 GLP, 1 FDP, 1 SVP. Weil neben Thommen die Bisherige Katrin Bernath (GLP) wiedergewählt wurde, sitzen ab Januar zwei Frauen im Stadtrat.
Der historische Coup auf Kantonsebene gelang der SP, weil die Partei den für diese Wahl perfekten Kandidaten aufgestellt hatte: Patrick Strasser mischt seit 25 Jahren in der Schaffhauser Politik mit, hat Exekutiverfahrung in zwei Gemeinden gesammelt und gilt als gemässigt. Er ist politisch im rechten, «linksliberalen» Flügel seiner Partei zu verorten. «Kein extremer Sozi» eben, wie es ein SVP-Gemeindepräsident ausdrückte, der Strasser in der «Schaffhauser AZ» zur Wahl empfahl.
Gleichzeitig wurde dem nicht wiedergewählten FDP-Regierungsrat Christian Amsler unter anderem eine Affäre rund um die Schulzahnklinik zum Verhängnis, die die erste PUK in der Geschichte des Kantons ausgelöst hatte – die just zwei Monate vor dem Wahltag gravierende Missstände ans Licht brachte. Insgesamt bleibt die Kantonsregierung aber bürgerlich dominiert (2 SP, 1 FDP, 2 SVP). Von einem grossen Linksrutsch zu sprechen, der Schaffhausen radikal verändern wird, wäre deshalb eine Fehlinterpretation. Es isch blos e chlini Revolution.