Liechtenstein: Falsch gerechnet – Frau verhindert

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Eigentlich müsste nach der Wahl vom vergangenen Wochenende Sabine Monauni als neue Regierungschefin Liechtensteins vereidigt werden. Denn die Fortschrittliche Bürgerpartei (FBP), für die sie als Spitzenkandidatin antrat, konnte am meisten WählerInnen auf ihre Seite bringen.

Doch im Ländle ist man offenbar noch nicht dazu bereit, erstmals einer Frau die Regierungsgeschäfte zu übertragen. Da rechnet man lieber einfach falsch.

Die Vaterländische Union (VU) und die FBP bilden in Liechtenstein seit Jahrzehnten eine grosse Koalition. Laut den Wahlergebnissen vom 7. Februar erreichten beide 10 Sitze (von insgesamt 25). Die FBP wurde jedoch stärkste Partei mit 5544 WählerInnen, die VU brachte es auf 5441 WählerInnen. Die FBP hatte landesweit also 103 WählerInnen mehr. Damit wäre ihre Spitzenkandidatin, Sabine Monauni, erste Regierungschefin von Liechtenstein geworden, am selben Tag, an dem die Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht feierte (in Liechtenstein dürfen Frauen erst seit 37 Jahren wählen und abstimmen).

Nun wurde aber die VU zur Wahlsiegerin erklärt, sie habe 42 Stimmen mehr erhalten als die FBP. Wie ist das möglich? Es gibt im Land zwei Wahlkreise, das Oberland mit 10 Sitzen und das Unterland mit 15 Sitzen. Da wegen der Wahlkreisgrösse im Oberland jedeR Wählende 10 Linien ausfüllen konnte, im Unterland jedoch 15 Linien, wurden (fälschlicherweise) einfach alle Stimmen zusammengezählt. Das bedeutet, die WählerInnen aus dem Unterland erhielten fünfzig Prozent mehr Gewicht als diejenigen aus dem Oberland. Erst mit dieser Verfälschung wurde die VU zur grössten Partei.

Die FBP hat das undemokratische falsche Ergebnis dennoch akzeptiert. Ihr Präsidium liess verlauten, dass sie «im Sinne der Verantwortung und der raschen Regierungsbildung» der VU das Amt des Regierungschefs zubillige. Sie opfert damit nicht nur ihre Spitzenkandidatin, sondern verzichtet auch darauf, in Sachen Gleichstellung Geschichte zu schreiben.