Wichtig zu Wissen: Saharasand-Therapie

Nr. 6 –

Ruedi Widmer über den Sandpreis, Wirte und Ohrenprobleme

Impfungen von Astra Zeneca, Moderna oder Biontech-Pfizer, ein jeder will diese kultigen Markenkonsumgüter – sofort. Interessant, beinahe subversiv, werden so automatisch klare No-Covid-Gadgets wie Pullover, Kerzenständer oder auch kleine Sachen wie Reissnägel oder einfach Zuckergebäck.

Ich bin aber klar ein Massnahmenbefürworter, darum trage ich, neben dem goldenen eidgenössischen Coronamassnahmen-Verdienstkreuz, auch oft, vielleicht zu oft, eine Maske. Ich merke nämlich, dass meine Ohren ausleiern. Also die Masken halten nicht mehr so richtig, weil die Ohren schwabbelig geworden sind, ein bisschen wie bei Dumbo, dem fliegenden Elefanten. Bis jetzt habe ich in den Medien noch nie davon gelesen. Ich glaube, bei den Maskengegnern ist das bislang kein Thema (kleiner Tipp: spricht wirklich gegen die Maske). Ich wünsche mir die schnurlose Maske.

Es ist wohl eine Generationenfolge, dass mir bei «Lockdown» immer der «Lockvogel» von Kurt Felix’ versteckter Kamera in den Sinn kommt.

Der letzte Woche herbeigewehte Saharasand kostet die Schweiz mehrere Millionen Franken (Sandpreis Februar 2021: Fr. 29.57 pro Tonne). Im Gegenzug sollen Libyen, Algerien, Tunesien, Mauretanien und Marokko Rüstungsgüter aus der Schweiz erhalten. Saharasand soll übrigens gut sein bei verschiedenen Gebrechen und enthält sehr viele «a».

Der Name der US-Sängerin Barbara Saharasand enthält sogar sieben «a».

Wenn ich die Gastrobranche und ihre Wirtinnen und Wirte klagen höre, dann habe ich grosses Mitgefühl (ausser mit jenen, die im Geheimen ihre Stammtische öffnen). Ich fühle mich dann fast wie John F. Kennedy in Berlin und denke für mich: «Ich bin ein Wirt.» Denn wir sind jetzt alle Wirte, das Coronavirus fühlt sich wohl in unseren warmen, gastfreundlichen Blutgefässen und wird uns, wie immer mehr Wissenschaftlerinnen, Regierungen und Wirtschaftsunternehmen zu akzeptieren beginnen, für immer begleiten, wie die Grippe, Masern oder HIV. Das Virus wird endemisch.

Die Homeoffice-Rekrutenschule der Schweizer Armee ist zu Ende. Früher sagte man Häuserkampf. Diese Anglizismen überall. Drei Wochen lagen die Jungsoldaten mit dem Gewehr im Anschlag hinter dem Wohnzimmervorhang, robbten durch das nicht abgewaschene Geschirr in der Küche und gingen zweimal die Woche in den Ausgang in die Waschküche.

Saudi-arabische Offiziere wurden in einem Simulator des Schweizer Rüstungskonzerns Ruag für den Krieg im Jemen ausgebildet. Schweizer Waffen und die dazugehörenden Systeme dürfen aber nicht in Kriegen eingesetzt werden. Zur Bestrafung dieser gegen unsere Ethikregeln verstossenden saudischen Muslime wird nun in der Schweiz die Burka verboten.

Seit 1971 dürfen Schweizerinnen wählen und abstimmen. Nur hundert Jahre davor wurde das deutsche Kaiserreich ausgerufen. Das ist doch ein ungemeiner Fortschritt.

Seit 1988 dürfen verheiratete Schweizerinnen überdies ein eigenes Bankkonto eröffnen. Das hat aber mehr mit den gewinnorientierten Banken als mit Frauenrechten zu tun (das macht nämlich nach Adam und Eva eine Verdoppelung der Konten!).

Der neue, mutierte US-Präsident, in der Fachsprache «Joe Biden» genannt, ist wesentlich weniger aneckend als DT-2016. Innert Wochen sind die USA wieder zum bei Linken beliebten Land geworden, in das man endlich wieder guten Gewissens fliegen kann.

Die E-ID ist die Nachfolge der «Idee Suisse», eine Art Identitätsnotfall, der eigentlich die Identitätssanität (Gelbes Wägelchen) auf den Plan rufen müsste. Das Abstimmungsproblem der E-ID ist die Mantelnutzung. Private wollen mit einem Rahmenprogramm (Shoppingcenter, wahrscheinlich Hochhäuser) deine und meine Identität rentabel machen.

Ruedi Widmer ist Cartoonist in Winterthur (neu: witzige Sandbilder).