100 Wörter: Friemeln, Zupfen und Beschwören
Zu den weniger beachteten Schwierigkeiten, die aus der Coronapandemie entstanden, zählten die langwierigen und erniedrigenden Versuche, beim Einkaufen die Knisterbeutel für Früchte und Gemüse zu öffnen. Weil die bewährten Tricks Anpusten oder Fingerbefeuchten mit aufgesetzter Maske nicht zur Verfügung standen, zog sich das Friemeln, Zupfen und Beschwören der hartnäckig zusammenpappenden Dünnplastikfolie ungebührlich in die Länge und führte mitunter gar zum Abbruch des Vorhabens. Was wiederum darin resultierte, dass anstatt der anvisierten Frischprodukte abgepackte Halbfabrikate im Warenkorb landeten, die weit weniger gesund und mit Zucker aufgepeppt sind. In Kombination mit den eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten entstand ein volksgesundheitlicher Schaden, der nicht abzuschätzen war.
Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel», «Mordgarten») und lebt in Zürich. Letzten Herbst ist sein neuster Köbi-Krimi, «Pöschwies», im Bilgerverlag erschienen. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Eine Auswahl unter dem Titel «100 Mal 100 Wörter» sowie «Mordgarten» und «Pöschwies» sind im WOZ-Shop www.woz.ch/shop als Buch erhältlich.