Klimaerhitzung: Olympische Sommerspiele in Nordfinnland

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«Ich kanns kaum erwarten, dass der Schnee endgültig schmilzt», sagt ein langhaariger Dude, bevor er auf dem Surfbrett zwischen Eisfällen über den Schnee brettert. Er ist einer von 3500 EinwohnerInnen der nordfinnischen Gemeinde Salla, die sich mit einem Werbespot für die Olympischen Sommerspiele 2032 bewirbt – neben Jakarta, Mumbai, Doha, Madrid oder Queensland.

Klar, die Bewerbung ist nicht ganz ernst gemeint, doch sie macht auf die ernste Lage aufmerksam: Beachvolleyball am Polarkreis könnte bald die neue Normalität sein. Die Message der von der «Fridays for Future»-Bewegung unterstützten Antikampagne ist klar: Handeln wir nicht sofort, gerät die Klimaerhitzung ausser Kontrolle. Dann ist «unser Erbe für die nächste Generation ein schlechterer Planet», steht auf der für die Aktion erstellten Website – inklusive olympischen Maskottchens, Logo, Piktogrammen und Merchandising. Polarregionen sind dabei besonders anfällig für die Klimaerhitzung. In den letzten zwanzig Jahren stieg die Temperatur in der Arktis doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt – zuletzt lag sie bis zu sechs Grad über dem langjährigen Mittelwert. Die Folgen sind drastisch: schmelzendes Meereis, weniger Permafrost, verheerende Waldbrände, gigantischer Methanausstoss sowie Wärmestress für Flora und Fauna. Hinzu kommen Kipppunkte, die, einmal überschritten, zu einer noch schnelleren Erhitzung führen.

«Der Klimawandel ist ein Problem, das uns alle angeht», knüpft der Bürgermeister an den verbindenden olympischen Geist an. Zugleich zielt die Kampagne auf die Absurdität gigantischer Sportveranstaltungen, an denen Fussball in der Wüste gespielt und Ski in Sommerurlaubsorten am Schwarzen Meer gefahren wird. Natürlich ist das alles auch ein bisschen Standortmarketing; immerhin ging die Initiative von der finnischen Tourismusbehörde aus – unterstützt durch eine brasilianische Marketingagentur. Doch in Salla ist man sich einig: «Wir möchten gar nicht der beste Ort für die Sommerspiele sein.»