Unternehmen Mitte: Das erschütterte Imperium
In Basel im Unternehmen Mitte, das alle BaslerInnen kennen und viele schätzten, zerbricht innert Tagen, was die letzten zwanzig Jahre aufgebaut wurde. In der letzten Ausgabe berichtete die WOZ über sexuelle und andere Übergriffe im Basler Kaffee- und Kulturhaus. In einem Fall wurde das Opfer eines Übergriffs entlassen, der mutmassliche Täter geschützt.
Der Bericht hat eine Welle an neuen Enthüllungen und Vorwürfen ausgelöst. So beschreiben ehemalige MitarbeiterInnen in einem offenen Brief detailliert die toxische Betriebskultur: «Während sich das Unternehmen Mitte gegen aussen mit verschiedenen feministischen Formaten und Veranstaltungen schmückt, wird sexistisches und übergriffiges Verhalten innerhalb des Unternehmens durch die Geschäftsleitung gedeckt und bleibt ohne entsprechende Konsequenzen.» Die früheren MitarbeiterInnen beklagen, zum Gastromindestlohn angestellt gewesen zu sein, während sich die Geschäftsleitung um Mitbegründer Daniel Häni «ein kleines Imperium» aufgebaut habe. Vergangenes Wochenende kam es deshalb zu einer Protestaktion.
Doch was zerbricht jetzt genau in der «Mitte»? Es ist das Selbstbild dieser Unternehmung, die vorgibt, bei ihr stünden «die Menschen im Mittelpunkt». Die sich selbstverwaltet nennt, obwohl sie sich in den Händen einer Clique befindet. Die glaubt, der Gesellschaft einen Schritt voraus zu sein, obwohl sie problematische Machtstrukturen reproduziert und durch alle Böden verteidigt.
Häni und seine Geschäftsleitung haben lange geschwiegen, nun reagierten sie doch noch. Immerhin soll jetzt eine externe Anlaufstelle für belästigte MitarbeiterInnen geschaffen werden. Dazu wurde der Mann, gegen den sich die Belästigungsvorwürfe richteten, entlassen. Man werde alle Vorwürfe gegen das Unternehmen und die Geschäftsleitung «selbstkritisch untersuchen» und irgendwann Massnahmen präsentieren, teilt Häni mit. Die Frage bleibt: Kann diesem Haus unter der alten Leitung ein glaubwürdiger Neuanfang gelingen?