Bauernverband: Bitte jetzt nicht wie die SVP abstimmen

Nr. 15 –

Für den ehemaligen SVP-Präsidenten Albert Rösti ist der Fall klar: Er kämpft nicht nur für zweimal Nein am 13. Juni – gegen die beiden Pestizidinitiativen –, er will auch das CO2-Gesetz versenken. Alle drei Vorlagen seien «extreme Umweltinitiativen, die das Leben und Wirtschaften im ländlichen Raum verteuern, erschweren und verhindern», sagte er kürzlich zur Zeitung «Schweizer Bauer».

Sie ist schön einfach, die Weltsicht von sogenannten bäuerlichen SVP-Politikern wie Rösti oder Marcel Dettling: Die erdölbasierte Konsumgesellschaft ist die einzig mögliche Lebensform, und die Klimaerhitzung gibt es nicht. Und wenn es sie (vielleicht) doch gibt, können wir als winziges Land doch nichts dagegen tun!

Nur glaubt das inzwischen ein guter Teil der eigenen Basis nicht mehr. Das Wetter wird extremer, das merkt niemand so gut wie die LandwirtInnen. Wochenlange Hitze wie im Sommer 2018, bedrohliche Trockenheit wie im Frühling vor einem Jahr – und vieles deutet darauf hin, dass auch die krasse Kälte der letzten Wochen direkt mit der Erwärmung der Arktis zusammenhängt.

Die SVP ist die einflussreichste Partei im Schweizer Bauernverband. Trotzdem folgt er ihr nicht immer: Vergangene Woche hat sich der Vorstand für ein Ja zum CO2-Gesetz ausgesprochen. Das letzte Wort hat allerdings die 106-köpfige Landwirtschaftskammer, das Parlament des Verbands. Sie wird Ende April entscheiden – und dem Vorstand hoffentlich folgen. Das CO2-Gesetz ist eine Chance für die Schweizer Landwirtschaft: Die Herstellung von Biogas aus Gülle senkt die Methanemissionen der Tierhaltung und liefert gleichzeitig erneuerbare Energie. Viele Bauernhöfe besitzen auch Wald: Mit Holz lässt sich ökologisch bauen und heizen, und auch weitere Materialien wie Wolle, Lehm und Stroh haben grosses Potenzial im ökologischen Haus- und Umbau.

Klar: Die Abhängigkeit von Benzin und Diesel zu reduzieren, ist für die Branche eine Herausforderung. Doch das gilt nicht nur für sie: Dieser Schritt ist für fast niemanden einfach. Aber für alle nötig.