«Nemesis» : Was der Regisseur sagt
Thomas Imbach, Regisseur des Films «Nemesis», legt Wert auf folgende persönliche Entgegnung:
«Ich habe mich zuerst sehr gefreut über Florian Kellers Text zu ‹Nemesis› (WOZ Nr. 21/2021 ). Doch gerade weil der Text so detailliert auf den Film eingeht, gilt es, drei sensible Punkte, die insbesondere für die LeserInnen der WOZ von Bedeutung sind, richtigzustellen:
1. Als Beleg für eine ‹sehr klassische Arbeitsteilung› zwischen Regisseur und Assistentin wird suggeriert, dass ich Lisa Gerig ins Flughafengefängnis geschickt hätte, um Lebensgeschichten von Inhaftierten ‹anzuliefern›. Tatsache ist – und das wird im Film an zwei Stellen erzählt –, dass Lisa Gerig unabhängig von meinem Filmprojekt während Jahren Gefängnisbesuche im Rahmen des Zürcher Solinetzes gemacht und dabei zahlreiche Berichte von Ausschaffungshäftlingen gesammelt hat. Durch ihr persönliches Engagement habe ich von diesen Geschichten erfahren und konnte einen Teil des Materials im Film verwenden. Insofern war die Arbeitsteilung alles andere als klassisch.
2. Es wird gesagt, dass ich von den Bauarbeitern ‹wie von wilden Tieren› spräche, weil diese, wie es im Film heisst, ‹weniger domestiziert› seien. Diese Unterstellung lässt sich am besten mit dem Wortlaut aus dem Film korrigieren: ‹Endlich kommen die richtigen Bauarbeiter auf den Plan. Die Arbeiter, die den Rohbau betonieren, sind von ganz anderem Schrot und Korn als zum Beispiel die Elektriker, die Baggerführer oder die Securitys. Die Wurzeln ihrer vielfach bäuerlichen Herkunft sind spürbar. Sie sind archaischer, weniger domestiziert, machen grobe Witze, nehmen ihre Arbeit aber sehr ernst. Man würde sie nicht auf dem Street-Food-Festival treffen. Ich frag mich, ob sie das fertige Gebäude als eine ihrer grossen Leistungen ansehen werden.› Etwas früher im Film spreche ich von meiner eigenen bäuerlichen Herkunft, und ein Vergleich mit ‹wilden Tieren› ist deshalb umso irreführender.
3. Im Text steht: ‹Mittels Überblendungen schiesst Imbach hier das Silvesterfeuerwerk in den Polizeipalast.› Rein technisch wäre dies möglich gewesen, doch nur mit Kosten von mehreren 10 000 Franken. Korrekt ist: Imbach filmt, wie das Silvesterfeuerwerk in den Polizeipalast geschossen wird. Sämtliche Effekte (Zeitraffer, Zeitlupe, Überblendungen) sind als solche kenntlich gemacht, es gibt keine ‹versteckten› Effekte in ‹Nemesis›.»
Thomas Imbach