Von oben herab: Aux fonds

Nr. 25 –

Stefan Gärtner über wirklich nachhaltige Anlagen

Schock für alle Fans der gepflegten Geldanlage: Nachhaltige Fonds, sagt Greenpeace, sind weder nachhaltig noch klimafreundlich. «Schlimmer noch», heisst es: «Die meisten der sogenannt nachhaltigen Anlagen, welche im Moment angeboten werden, schaden sogar dem Klima!» Sie seien, Stichwort «Greenwashing», ein «Etikettenschwindel des Schweizer Finanzplatzes».

Doch weil auf links-grüne Propaganda kein Verlass ist, hat sich die WOZ einmal selbst umgesehen und als nachhaltig beworbene Geldanlagen auf ihre Umweltfreundlichkeit geprüft.

Alliance 90 / Green Party Vision: Dieser Fonds unter Fondsmanagerin Annalena Baerbock war ein heisser Kandidat auf höchste Gewinne Ende September; wegen zwischenzeitlich schlechter Performance und falsch ausgewiesener Kenndaten («Lebenslauf-Affäre») sind die Hoffnungen etwas gesunken. Wer hier investiert, macht trotzdem nichts falsch: Solar-elektrische SUVs, Segelkaffee aus Afghanistan und immer noch einmal coolere Kindernamen gehören so zum Portfolio wie die 200 biofairsten Kinderboutiquen in den trendigsten Quartieren. Der Nutzen für die Umwelt: riesig, denn wo vorher vielleicht eine Gammelfleisch-Dönerbude oder ein Gemüsemann mit nichtzertifizierten Hollandtomaten war, soll man bald wie ein richtiger Mensch einkaufen können. Das gefällt besonders: dass Frauen endlich denselben Quatsch machen dürfen wie Männer. Das gefällt gar nicht: Der Fonds wird nur in Deutschland angeboten.

Musk Global Super Innovative: Dieser Fonds setzt voll auf Zukunft: Elektromobilitäts- und Raumfahrtpionier Elon Musk verspricht, dass jeder investierte Cent eine hundertprozentig nachhaltige Wirkung habe, nicht nur auf das Ego des Chefs. So investiert der Fonds in Autos der Marke Tesla, die vollständig biologisch abbaubar sind: Ein Tesla, am Strassenrand abgestellt oder ins Meer gefahren, hat sich nach wenigen Tausend Jahren in seine Bestandteile aufgelöst; biologisches Material, das nach einem missglückten Selbstfahrversuch in der Fahrgastzelle verblieben ist, soll viel schneller vollständig zu Humus geworden sein. Auch im Bitcoin-Geschäft ist der Fonds aktiv, wobei der horrende Strombedarf der Kryptowährung durch umweltschonende Muskelkraft bereitgestellt werden soll: Eine von Musk noch zu gründende Firma will dazu auf Indoor-Rädern Strom produzieren lassen; «freiwillig» strampelnde Uiguren gelten dabei zum Glück nur als Brückentechnologie. Das gefällt besonders: der halbstündliche Twitter- und Instagram-Newsletter. Das gefällt gar nicht: dass das Tesla Model 3 nur 260 fährt (aus Umweltgründen).

SVP Climate Friendly: Ein Schweizer Fonds, der wirklich absolut klimafreundlich ist, konzentriert er sich doch voll und ganz auf Leer- und Für-dumm-Verkäufe. Der Fonds hat buchstäblich nichts im Angebot, was irgendwie substanziell ist, arbeitet allein mit Wahnvorstellungen und Luftbuchungen. Was hier gehandelt wird, ist nichts, und was wäre umweltfreundlicher als nichts? Das gefällt besonders: Der in rauen Mengen anfallende Mist in Spitzenqualität hilft Blumenfreunden und Gartenliebhaberinnen. Das gefällt gar nicht: Der Fonds ist dümmer, als die Polizei erlaubt. Vorher juristischen Rat einholen!

Meta Hiltebrand Vegan Fond: Diesen Fond darf man sich auf der Zunge zergehen lassen: Ausgesuchte Gemüse und feinstes Kochsalz sorgen für ein nachhaltiges Geschmackserlebnis. Das gefällt besonders: die zwei catchy t in «Meta Hiltebrand». Das gefällt gar nicht: dass es nicht drei sind!

Home Audio Super Classic: NAD 304, NAD 502, Dual CS 601 / AT-VM95ML und Rogers LS2a/2 – eine klassische Anlage auch für den kleineren Geldbeutel. Das gefällt besonders: dass nach dem Fondwitz jetzt auch noch der Anlagenwitz kam. Das gefällt gar nicht: dass beim CD-Spieler neuerdings die Schublade klemmt. Fuck!

Stefan Gärtner (BRD) war Redaktor bei der «Titanic» und ist heute Schriftsteller und «linksradikaler Satiriker» («Die Zeit»). An dieser Stelle nimmt er jede zweite Woche das Geschehen in der Schweiz unter die Lupe. Sein Buch «Terrorsprache» ist im WOZ-Shop erhältlich unter www.woz.ch/shop/buecher.