Am Ende bist du doch allein: Danke für die «gute» E-ID
Da spielt Bill Gates. Er sieht niedlich aus. Harmlos. Ein angegrauter Wuschel-Nerd. Vielleicht ist Bill im Himmel angekommen, und Gott sieht ihm zu. Gott bin ich. Hallo, Bill, was tust du da.
Bill spielt Farmer mit kleinen Traktoren. Er rettet die Landwirtschaft. Macht er doch, oder?
Während der Pandemie stieg Bills Vermögen wundersam um 20 Milliarden Dollar, das passiert jedem mal.
Bill Gates besitzt jetzt je nach Quelle zwischen 126 und 145 Milliarden US-Dollar. Teile davon investierte seine Anlagefirma in Ackerland, und so wurde Bill zum grössten landwirtschaftlichen Grundbesitzer in den USA. Über 100 000 Hektaren Land, teils von der enteigneten indigenen Bevölkerung – alles seins. Prost, Bill.
Nun ist der Philanthrop Feudalherr. Die Farmer pachten das Land von dessen Besitzer, und dann muss es Rendite bringen. Vertragen sich Rendite und ökologischer, nachhaltiger Anbau? Meine Stimme wird zum Donner.
Keine Antwort.
Wenn Bill Gates, der gerade Traktorengeräusche macht, sich durch etwas auszeichnet, dann durch eine top Propaganda, als sei Edward Bernays für ihn wieder lebendig geworden.
Wie aus dem Sohn des Inhabers der Anwaltskanzlei Preston Gates & Ellis mit Filialen in den USA, China und Taiwan –
eines sehr reichen Mannes –, wie also aus dem «rich kid» und Copy-Paster fremder Ideen der vertrottelt genial liebenswerte Garagen-Nerd wurde, das ist nur mit Hochachtung zu bedenken. Fachleute raunen, dass nichts von all den Produkten, die Gates reich gemacht haben, aus seiner Garage – geschweige aus seinem Hirn – stammt. So soll er die Programmiersprache Basic nachimplementiert und verkauft haben. Als Nächstes kaufte er Entwickler Tim Paterson dessen 86-DOS ab, verkaufte es (mit Gewinn) als PC-DOS an IBM und brachte seine eigene Kopie davon als MS-DOS heraus – Microsofts erstes Betriebssystem.
Für die grosse Vision vom Rechner mit grafischer Benutzeroberfläche kopierten Microsoft und Apple den Nachfolger des Xerox Alto, den Xerox Star.
Schwamm drüber, wenn man all sein Vermögen (was vermag Bill denn nun eigentlich?) dazu verwendet, die Welt zu retten –
Bill, das stimmt doch wenigstens?
Der viertreichste Mann der Welt gründete die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, an die Reiche Geld spenden und dennoch immer reicher werden. Diese Stiftung gründete die Gavi Alliance, in einer Welt der juristischen Personen geht das,
die mit diplomatischer Immunität und Steuerbefreiung in Genf beheimatet ist. Das Ziel der Gavi Alliance ist es, die Weltbevölkerung zu impfen und zu retten. Egal wovor. Hauptsache, es sind viele, viele Menschen, und damit auch keines übersehen wird, betreibt Gavi das Projekt «ID 2020» mit dem Ziel, alle lebenden Menschen weltweit zu registrieren und zu erfassen. Das ist wichtig. Weil:
«Mit ‹guter› digitaler Identität könnten Einzelpersonen Zugangsdaten verwenden, ausgestellt von einer Vielzahl verschiedener Institutionen, um Zugang zu einer Vielzahl unterschiedlicher Dienste zu erhalten, während sie gleichzeitig Privatsphäre und Sicherheit wahren und die Kontrolle über ihre Informationen behalten.»
Danke, Bill. Für die gute E-ID.
Das wenige Geld, das nach Rettung der Welt und Abzug keiner Steuern noch übrig ist, befindet sich in der von Gates gegründeten Cascade Investment. Ein undurchschaubares Netzwerk von etwa 22 Finanzunternehmen, die zum grössten Teil Scheinfirmen sind.
Aber für einen guten Zweck.
Cascade investiert in ein breit gestreutes Portfolio von US-amerikanischen Aktienpaketen – unter anderem Anteile an gesunder Coca-Cola, dem Angestelltenparadies Walmart, praktischen Pharma- und Agrarfirmen, Amazon, Apple und Google. Die «New York Times» berichtet von der Beziehung von Bill Gates und Jeffrey Epstein. Gates schätzte es, in Epsteins Villa in Manhattan mit den Dinnergästen über Philanthropie zu sprechen. Worüber auch sonst. Lustiger ist es, dass er mit der Hilfe von Epstein, gegen den bereits Ermittlungen liefen, an den Friedensnobelpreis kommen wollte. Okay, das ging schief. Man muss nicht unbedingt an eine flache Erde glauben, um Zweifel an der Güte und Genialität von Bill Gates zu haben.
Es ist Bill Gates vermutlich egal, was wir von ihm denken.
Ich als Gott raune: Vielleicht, Bill, willst du nicht die Welt retten, sondern du bist nur ein normaler Süchtiger auf der Jagd nach mehr. Mehr Nullen mehr Acker mehr Zeug,
aber ich verrate dir etwas – am Ende, mein Lieber, bist du doch allein.
Sibylle Berg lebte in Ostdeutschland, Rumänien und Tel Aviv und wohnt seit langem in der Schweiz. Sie brach wie alle Start-up-EntwicklerInnen ihr Studium (Ozeanografie) ab und entwickelte keine Plattform, sondern schreibt Bücher und Theaterstücke.