Buch: Groteskes Gruselkabinett

Nr. 32 –

Gewiss: Es lacht sich leicht über gnadenlose Peinlichkeiten oder harsches Scheitern im Beziehungsleben. Was die nordmazedonische Autorin Rumena Buzarovska in ihren Geschichten im Band «Mein Mann» an vehementen Verwerfungen im Verhältnis der Geschlechter (über-)zeichnet, lässt das Lachen freilich oft gefrieren.

Sie präsentiert ein singuläres Gruselkabinett erbärmlicher Machopatriarchen und selbstbezogener Gattinnen. In elf stets aus der Perspektive der Frau erzählten, zwischen 6 und 28 Seiten kurzen Texten berichtet die Literaturwissenschaftlerin aus Skopje in frech-schnoddrigem Tonfall vom Elend ehelicher Langeweile oder rabiater Zerwürfnisse, von versuchten und vollendeten Ehebrüchen. Ob ein mediokrer Poet von der Frau entlarvt wird oder ob eine sich selbst überschätzende Künstlerin die Wahrheit über ihr Gepinsel vom eigenen Gatten erfährt, die vierzigjährige Rumena Buzarovska führt ihre Tragikomödien meist zur schlimmstmöglichen Wendung und schreckt auch vor Knalleffekten nicht zurück.

Grandios die Szene mit einer wütend-verzweifelten Ehefrau, die sich im eskalierenden Streit über den vom Ehemann geleugneten Betrug schliesslich im Kofferraum des eigenen Wagens einsperrt, um sich mit Klopfzeichen zu melden, als der Gatte die Geliebte einsteigen lässt. Und filmreif, kaum nachzuerzählen, die letzte, just am 8. März, also dem Frauentag, angesiedelte Geschichte: Ein alternder Verführer fährt die brav verheiratete Arbeitskollegin nach einem Restaurantbesuch auf Skopjes Hausberg, wo das lieblos zwanghaft inszenierte Schäferstündchen indes buchstäblich in die Hosen geht. Die teils faden, teils prall testosterongesteuerten Patriarchen kriegen ihr Fett weg, aber auch ihre in Konvention gefangenen Geschlechtsgenossinnen behandelt die Satirikerin nicht pfleglicher.

Ein wahres Erzählfurioso dieser überzeugend eigenständigen neuen Stimme aus Südosteuropa: zum Heulen komisch, schwungvoll, in grellen Farben und mit Gespür für Dramaturgie und Ökonomie zu Papier gebracht.

Rumena Buzarovska: Mein Mann. Stories. Aus dem Mazedonischen von Benjamin Langer. Suhrkamp. Berlin 2021. 171 Seiten. 32 Franken