Solothurn: Der Knall bei den Filmtagen

Nr. 33 –

Was ist los in Solothurn? Am 5. August berichtete die «Nordwestschweiz», dass die Direktorin der Filmtage, Anita Hugi, seit längerem krankgeschrieben sei. Eine Woche später dann der Knall: Der Vorstand der Filmtage teilte mit, dass Hugi nicht mehr in ihr Amt zurückkehren werde. Zudem sollen die Filmtage künftig von einer Doppelspitze geleitet werden, die Direktion wird nach dem Vorbild grösserer Festivals in eine administrative und eine künstlerische Leitung aufgeteilt.

Hugi zeigte sich schockiert vom Vorgehen des Vorstands und sprach von einer «Machtübernahme», die seit Monaten im Gang sei. Im Fokus: der emeritierte Rechtsprofessor Thomas Geiser, seit 2004 im Vorstand der Filmtage und dort neuerdings Präsident ad interim, seit Felix Gutzwiller im Juni 2021 nach nur vier Jahren seinen Rücktritt gab. Der Mann, der mit der Absetzung der Direktorin auch Strukturreformen verkündete, erschien in den Medien selber als personifiziertes Strukturproblem. Oder wie es bei Tamedia hiess: «Das alles klingt so, als müsste man in Solothurn den Vorstand rausschmeissen, nicht die Direktorin.» Umtriebige, fachlich unbestrittene Kaderfrau verliert Machtkampf mit alteingesessenem Vorstand und wird dann stillos abserviert. – Ist das der Plot hier?

Nur hatten die Konflikte bei den Filmtagen offenbar lange gar nichts mit dem Vorstand zu tun. Sie gehen zurück auf betriebliche Probleme in der Zusammenarbeit mit der Direktorin, so jedenfalls die einhellige Einschätzung aus dem rund zehnköpfigen Team der Filmtage. Die Rede ist von schlechtem Informationsfluss, chronischer Überlastung, fehlender Einbindung in Entscheidungsprozesse. Nach dem diesjährigen Festival im Januar gab es deshalb einen Mediationsversuch, um eine gemeinsame Basis zu finden. Gefunden wurde sie nicht, worauf der Vorstand aktiv wurde.

Die Wahrheit ist also, wie immer, komplizierter. Und der Fokus auf die Leitungsebene verstellt wie so oft den Blick dafür, dass die Absetzung wohl auch noch andere Gründe hat.