LeserInnenbriefe

Nr. 35 –

Was ist los mit der WOZ?

«Rüstungsreport 2021: Auch die Gesetze wollen geschmiedet sein» und «LeserInnenbriefe: Keine Beschimpfungen bitte» , beide WOZ Nr. 33/2021

Seit einiger Zeit vermisse ich in der WOZ zunehmend einen verantwortungsvollen, fairen und konstruktiven Journalismus. So zum Beispiel bei der Bebilderung des Rüstungsreports 2021 mit der Appenzellermalerei. Ich bin nicht fündig geworden, ob es nun im Appenzell tatsächlich Rüstungsindustrien gibt. Falls dies so wäre, fände ich einen hinweisenden Text unter dem Bild sinnvoll und angebracht. Falls dies nicht so ist – was ich vermute –, finde ich das Bild völlig unangemessen und für AppenzellerInnen diskriminierend. Ein Bild hat eine ebenso starke Aussagekraft wie ein Text und sollte dementsprechend gewählt werden.

Dann möchte ich den Leserinnenbrief von Cathrin Kaufmann unterstützen. Wieso lässt sich die WOZ vom BAG einspannen und unterstützt damit die Spaltung unserer Gesellschaft? Der Druck auf Ungeimpfte nimmt stetig zu, und mit einer kritischen Haltung ist man schnell als verantwortungslos, als VerschwörungstheoretikerIn oder SympathisantIn rechter Parteien schubladisiert. Die LeserInnen sind mündig genug, sich selber eine Meinung zu bilden. Dazu braucht es fundierte, konstruktive und verantwortungsvolle Recherchen und Berichte von Pro und Kontra und nicht das Verbreiten einer persönlichen Meinung. Gesundheit beinhaltet mehr, als sich impfen zu lassen. Eine umfassendere Sichtweise und Berichterstattung würde den gegenseitigen Respekt und die Würde eines jedes Menschen unterstützen. Das wünschte ich mir von der WOZ.

Margrit E. Fischer, per E-Mail

Erdbeben in Haiti und Kuba

«Haiti nach dem Erdbeben: ‹Wie in einem dystopischen Film›», WOZ Nr. 34/2021

Toni Keppeler beschreibt sehr gut die furchtbare Lage in Haiti nach dem letzten schweren Erdbeben. Es ist für mich aber schwierig, an Haiti und nicht auch gleichzeitig an Kuba zu denken. Das hat zumindest zwei wichtige Gründe: Nach der Erklärung seiner Unabhängigkeit litt Haiti während sehr langer Zeit unter einem totalen wirtschaftlichen Embargo seitens Frankreichs. Dadurch wurde das früher relativ florierende Haiti zum Armenhaus, das es heute noch ist. Das ist gerade das, was die USA seit 60 Jahren mit Kuba vorhaben, vor allem aber jetzt, nachdem Trump entschieden hatte, die Pandemie auszunützen, um Kubas Bevölkerung richtiggehend auszuhungern. Dies ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum unter den unzähligen medizinischen Auslandsmissionen Kubas diejenige in Haiti seit jeher die wichtigste ist. Vor einigen Jahren hat Altständerat Dick Marty eine Expertise verfasst über die Wirksamkeit der internationalen Hilfeleistung in Haiti infolge des schrecklichen Erdbebens vom 12. Januar 2010. Dabei äussert er sich ziemlich kritisch gegenüber der Ineffizienz der Hilfeleistung vieler NGOs und der internationalen Organisationen. Mit einer klaren Ausnahme: derjenigen der kubanischen medizinischen Missionen. Der Hauptgrund ist, dass das kubanische Ärzte- und Pflegepersonal nicht in teuren Hotels wohnte, sondern unter den Leuten gelebt und gearbeitet hat. Das hätten ihm, schrieb Dick Marty, alle Zeugen inklusive Kardinäle und Bischöfe einhellig bestätigt. Gerade in der jetzigen weltweit ausufernden antikubanischen Propagandaoffensive wäre es möglicherweise wichtig, sich dieser Tatsachen zu erinnern.

Franco Cavalli, Präsident mediCuba-Europa, per E-Mail

Tierproduktherstellung erwärmt das Klima

«Klimapolitik: Dramatische Lage, gemütlicher Ton», WOZ Nr. 33/2021

Wir reagieren tatsächlich zu gemütlich auf die wohl grösste Bedrohung der Menschheit. Selbst die sonst sehr ökologische SP wird im Bericht zitiert mit ihrem auch meines Erachtens viel zu gemächlichen Zeitplan: zuerst Gebäude sanieren, dann Mobilität und Industrie verbessern, dann Finanzplatz ökologischer machen. Nicht mal erwähnt ist aber komischerweise die allerstärkste Klimaerwärmerin, die Tierproduktherstellung. Diese müsste weit oben in diesem Zeitplan sein. Mit der Überwindung dieser unnötigen Produktion hätten wir nämlich einen wichtigen Schritt gegen die Klimaerwärmung getan und ganz so «nebenbei» endlich auch etwas für die am stärksten Diskriminierten, die leidenden Nutztiere.

Renato Werndli, Eichberg